Lübeck kämpft für seine Uni » Susanne http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress Ohne die Medizin stirbt die Universität zu Lübeck. Kämpf auch du für deine Uni! Mon, 20 Jun 2011 13:27:03 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.0.5 Benefiz-Kunstausstellung zu Gunsten der Universität http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2011/06/17/benefiz-kunstausstellung-zu-gunsten-der-universitat/ http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2011/06/17/benefiz-kunstausstellung-zu-gunsten-der-universitat/#comments Fri, 17 Jun 2011 13:46:08 +0000 Susanne http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/?p=4326 weiterlesen...]]>

von Hannelore Peters

BürgerZorn und KünstlerStimme. Unter diesem Titel startet am 17. Juni im Schuppen 6 eine Wanderausstellung anlässlich des Jahrestages der Demonstration gegen die Schließung der Medizinischen Fakultät der Universität zu Lübeck.

Die Lübecker Künstlerinnen Hildegund Peters, Barbara Engel und Ruth Bleakley-Thiessen haben die Stimmungen und den Zorn der Lübecker Bürger während der Protest- und Kampfphase aufgegriffen und sich spielerisch mit Bildung, Politikern und Menschen in Schleswig-Holstein auseinandergesetzt. Die Kunstwerke sollen zu Gunsten des Studienfonds der Universität zu Lübeck im Rahmen der Ausstellung verkauft werden.

Die Vernissage findet am 17. Juni um 17 Uhr im Schuppen 6 (An der Untertrave 1a) statt. Nach der Begrüßung durch die Organisatorin Dr. Hannelore Peters wird Georg Engelbart, der als Vorsitzender den Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität als Schirmherrn vertritt, einige Worte sprechen. Es folgen Grußworte des Bürgermeisters Bernd Saxe, des Schriftstellers Wolfram Eike, des stellvertretenden Hauptgeschäftsführers der IHK Lars Schöning, der Wissenschaftsmanagerin Dr. Iris Klaßen und des Kanzlers der Universität Dr. Oliver Grundei. Anschließend werden die ausstellenden Künstlerinnen Hildegund Peters, Barbara Engel und Ruth Bleakley-Thiessen ihre Werke präsentieren.
Musikalisch untermalt wird die Veranstaltung von Studenten und Dozenten der Musikhochschule Lübeck. Bernd von Hulle (Arrangement), Armine Nersisyan (Gesang), Woojung Choi und Prof. Maria Egelhof (Violinen) werden Lieder aus der deutschen Studentenbewegung darbieten.

Zu sehen ist die Wanderausstellung am Freitag, den 17. Juni, von 12 bis 21 Uhr im Schuppen 6, am 18. und 19. Juni von 12 bis 18 Uhr im Innovationszentrum Lübeck (Breite Straße 6-8) und am 2. und 3. Juli von 10 bis 18 Uhr im Alten Kesselhaus auf dem Campus der Universität zu Lübeck (Ratzeburger Allee 160, Haus 34).

Der Erlös der Ausstellung wird im Rahmen der Finissage am 3. Juli um 17 Uhr im Alten Kesselhaus an Dr. Sabine Vogt, Geschäftsführerin des Studienfonds der Universität, übergeben. Ebenfalls anwesend sein werden Linda Krause, die während der Lübeck-Kämpft-Phase Vorsitzende des Studierendenausschusses war und Dr. Rosemarie Pulz, Vorstandsmitglied der Freunde und Förderer der Universität.

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Buch zum Kampf und Podiumsdiskussion http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2011/05/16/buch-zum-kampf-und-podiumsdiskussion/ http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2011/05/16/buch-zum-kampf-und-podiumsdiskussion/#comments Mon, 16 May 2011 10:04:45 +0000 Susanne http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/?p=4298 weiterlesen...]]> Ein Jahr ist vergangen seit der Kampf für unsere Uni begann. Was der Startdemo am 25. Mai folgte, waren aufwühlende, arbeitsreiche und teilweise frustrierende Wochen voller Unsicherheit aber auch Hoffnung. Wer dabei war und für unsere Uni gekämpft hat, wird diese Zeit wohl kaum vergessen: Die kleinen Aufläufe in der Innenstadt, die riesige Demo in Kiel, die Exilvorlesungen.

Um all das auch für die Generationen nach uns festzuhalten, wurde nun ein Buch geschrieben. Julia Offe, Biologin und Wissenschaftsjournalistin, die im vergangenen Jahr für das Laborjournal über uns berichtete, hat sich daran gesetzt, die nahe Vergangenheit aufzuarbeiten: Sie hat mit Vertretern von Universität und Wirtschaft gesprochen, mit Studenten, Professoren und Arbeitgebern. Sie hat Presseberichte gewälzt, Fotoalben durchforstet und immer wieder nachgefragt. Was dabei heraus kam ist ein Werk, das die Emotionen des vergangenen Jahres wieder hoch kommen lässt. Die Wut auf die Regierung, die Gänsehaut bei der Demo. Gleichzeitig liefert sie Fakten und Zusammenhänge.

Dieses Buch erscheint pünktlich zum Jahrestag der größten Demo der Landesgeschichte in Kiel. Ab dem 16. Juni ist es im Handel erhältlich. Am Abend zuvor wird es in der Universitätskirche St. Petri vorgestellt werden. Die Buchpremiere findet im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Reihe “ZEIT Campus-Dialog” des Zeitverlages, mit dem Titel “Vorbild Lübeck?!” statt. Hier soll über Konsequenzen und Lehren des vergangenen Jahres diskutiert werden. Vertreten sind dabei sowohl die Studenten als auch die Regierung, moderiert von einem Vertreter der ZEIT.

Mittwoch, 15. Juni 2011, St. Petri

Buchpremiere um 17.30 Uhr

Podiumsdiskussion um 18 Uhr

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Nähere Infos: www.eine-stadt-sieht-gelb.de und www.zeit.de/veranstaltungen

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Jahresempfang mit Besuch der Landesregierung http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2011/04/14/jahresempfang-mit-besuch-der-landesregierung/ http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2011/04/14/jahresempfang-mit-besuch-der-landesregierung/#comments Thu, 14 Apr 2011 17:01:57 +0000 Susanne http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/?p=4256 weiterlesen...]]> Fast ein Jahr ist es her, dass die Haushaltsstrukturkommission die Sparpläne für Schleswig-Holstein vorgelegt hat. In dem Jahr ist viel passiert: Erst die Demos und der Kampf, dann wurde Lübeck zur Stadt der Wissenschaft 2012 erkoren. Am gestrigen Mittwoch fand nun der Jahresempfang der Uni statt, ein üblicherweise festlicher Anlass, mit trockenen Reden und trockenem Wein.

Gestern jedoch war ein gewisses Spannungspotential in der Luft. Der ursprünglich angekündigte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, der die Grußworte der Landesregierung überbringen sollte, musste zwar kurzfristig absagen, an seiner Statt gab sich aber der uns nur zu gut bekannte Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr, Jost de Jager, die Ehre. Und so verwunderte es wohl niemanden, dass nur die Hälfte des Auditoriums Anzug trug, die andere Hälfte war traditionell gekleidet: In Gelb.

Die Einleitung gaben die Salt Peanuts, die Bigband der Lübecker Hochschulen, mit “Big Spender” was den Präsidenten Prof. Peter Dominiak als Überleitung nutzte und damit seine Begrüßungsrede begann. Während man anfänglich noch hoffen konnte, die Bezeichnung “Big Spender” für Jost de Jager sei Ironie, ergab sich aus Dominiaks Rede schnell: Die Unileitung versucht jegliche Konfrontation zu vermeiden und ist wieder auf Du und Du mit der Regierung. Im Folgenden das übliche Prozedere. Der Begrüßung der Ehrengäste und Anwesenden folgte ein Rückblick über das vergangene Jahr, über Höhen und Tiefen. Gelobt wurde das Geomar-Institut in Kiel, das die Einsparung des Geldes für unsere Rettung erst ermöglichte. Gelobt wurde auch die Landesregierung und die Stadt für die gute Zusammenarbeit, insbesondere auch, was die Verleihung des Titels “Stadt der Wissenschaft” angeht. Er betonte noch einmal das Engagement der Studenten, hob auch hervor, dass damit viele Erstsemester an die Uni geholt werden konnten, bedauerte jedoch auch, dass gleichzeitig bei den Wissenschaftlern habe eingebüst werden müssen. Alles in allem wenig Neues, aber dem Anlass gut angepasst.

Der zweite Redner war der, auf den alle warteten. Er war auch der Grund, weswegen bereits am Vortag Polizeihunde auf dem Campus gesichtet wurden und bereits eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung alle Eingänge des Hörsaalgebäudes mit Zivilpolizei besetzt waren. All diese Maßnahmen seien nicht gegen die Aktionen der Lübecker Studenten, so ein Polizist. Vielmehr sei das der Schutzumfang, der derzeit jedem Politiker ab einer gewissen Ranghöhe zustünde. Der Weg des Ministers zum Rednerpult wurde von eisiger Stille begleitet. Die einzige Bewegung im Saal war die der Studenten, die einen stillen Protest vorbereitet hatten. Kurz zuckten die Zivilpolizisten, bereit, jeden Aufstand zu unterbinden. Doch dann ließen sie die Studenten gewähren. Wie Mahnmale standen vier Studenten mit zwei Bannern neben dem Politiker. Zu seiner Rechten: “Schlüsselqualifikation Beratungsresistenz, Ihre Landesregierung”. Zu seiner Linken war ein Diagramm, das Niveau aufgetragen gegen die Zeit und Griechenland zum Vergleich: Während Griechenland – das im vergangenen Jahr allzu oft als Referenz für die finanzielle Lage des Landes herhalten musste – auf einem konstanten Niveau blieb, fiel Schleswig-Holstein konstant ab – so weit sogar, dass am unteren Ende des Banners einige Blätter angeheftet werden mussten, um die Kurve komplett abzubilden. Auch von der Empore wurden zwei Banner im traditionellen gelb herab gelassen. “Lübeck kämpft für seine Uni” war zu lesen und daneben: “mit Kiel und Flensburg”. Gleichzeitig begannen vier Studenten, Flyer in die Reihen des Auditoriums zu reichen, mit dem Aufdruck des alten Logos und einem Überdruck, sodass “Ich kämpfe für mehr Bildung” zu lesen war.

Die Proteste, sie waren nicht nur, um das letzte Jahr anzumahnen. Viel mehr sollten sie der Landesregierung zeigen: “Wir haben so lange ein Auge auf euch, bis ihr kapiert, was Bildung wert ist.” Denn während Lübeck nun endgültig gerettet scheint und sich alle Beteiligten wieder lieb haben, geht das Einsparprogramm in Flensburg erst so richtig los. Dort soll an den Wirtschaftswissenschaften gespart, die Fakultät geschlossen und Studienplätze abgebaut werden, wo doch eigentlich Plätze 1200 zusätzliche Studenten geschaffen werden sollten, die den Doppeljahrgängen und der Abschaffung der Wehrpflicht geschuldet sind. Doch dafür will die Landesregierung offensichtlich nach wie vor kein Geld in die Hand nehmen und sieht in der Bildung nach wie vor Einsparpotential.

Minister de Jager verhaspelte sich kurz zu Beginn seiner Rede. Doch dann fing er sich und spulte das Standard-Politiker-Repertoire herunter: Eine Ehre hier zu sein, die besten Wünsche der Regierung, tolle Zusammenarbeit, engagierte Stadt mit Durchhaltevermögen. Auch auf das studentische Engagement ging er ein, denn “das hat dazu geführt, dass Frau Krause heute eine Ehrennadel bekommt. Und das gönne ich Ihnen, Frau Krause.” Für wie bare Münze man das nehmen mag… es bleibt fraglich.

Abwechslungsreicher war da schon die Rede von Bernd Saxe, dem Bürgermeister. Er, der es bereits vor Beginn der Veranstaltung vermied, auf einem Foto mit de Jager abgelichtet zu sein, stieß nicht in das gleiche Horn wie seine Vorredner. Zwar zeigte auch er sich erfreut darüber, dass seine Stadt im kommenden Jahr der Wissenschaft gewidmet ist. Doch schien er eine der letzten Verbliebenen neben den Studenten, die sich an die Ereignisse des vergangenen Jahres erinnern konnten: “Es ist bereits das achte oder neunte Mal, dass ich hier sprechen darf. Aber es ist das erste Mal, dass ich hier spreche, ohne dass akute Not besteht”, begann er seine Rede. Er lobte die Studenten dafür, dass sie auch jetzt noch Position beziehen und hofft, dass nun auch alle gemeinsam nach vorne blicken können.

Ein neuer Einschub durch die Bigband – “I let a Songo out of my heart” – und die Veranstaltung konnte von den Grußworten zu den Ehrungen übergehen. Zunächst wurde Dr. Winfried Stöcker für den Aufbau der Firma Euroimmun und die enge Zusammenarbeit mit der Universität ausgezeichnet. Stöcker darf künftig den Titel “Honorarprofessor” für das Fach Labormedizin tragen.

Die zweite Ehrung ging an Linda Krause, die als AStA-Vorsitzende während “Lübeck kämpft” die Auszeichnung mit der Ehrennadel der Universität stellvertretend für die gesamte Studierendenschaft entgegen nahm. “Vor Stuttgart 21 war Lübeck kämpft”, beginnt Prof. Dominiak die Laudatio und erntet dafür großen Applaus. Der Kampf der Studenten sei lautstark, bunt, phantasievoll und kreativ gewesen und keiner Diskussion sei aus dem Weg gegangen worden, lobte er das Engagement. Dann bat er Linda auf die Bühne und steckte ihr die Nadel an. Sie wiederum ließ sich die Chance nicht nehmen, auch ans Mikrophon zu treten. In einer kurzen aber flammenden Rede lobte auch sie die Studenten, ließ Erinnerungen an das letzte Jahr wieder wach werden und verwieß noch einmal auf die Problematik, die sich jetzt in Flensburg stellt. Dabei beendete Linda ihre Rede mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft: “Deswegen fordere ich Sie alle auf: Habt Ideen! Habt Ideen für unser Land! Habt Ideen für eine gute Zukunft!”

Ein Schlusswort, wie man es nicht besser hätte treffen können. Noch einmal bevölkerte die Bigband die Bühne, dann gab es die lang ersehnten Häppchen und das ein oder andere Gespräch von gelb Gekleideten und Anzugträgern.

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Transkript: Pressekonferenz der Universität zu Lübeck zum alternativen Sparkonzept http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/07/07/transkript-presseerklarung-der-universitat-zu-lubeck-zum-alternativen-sparkonzept/ http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/07/07/transkript-presseerklarung-der-universitat-zu-lubeck-zum-alternativen-sparkonzept/#comments Wed, 07 Jul 2010 08:37:05 +0000 Susanne http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/?p=3654 weiterlesen...]]> Um Transparenz zu schaffen legt der AStA ein vollständiges Transkript der Pressekonferenz zu Vorlage des alternativen Sparkonzepts vor.

Labahn: Ich begrüße sie zur Pressekonferenz. Wir machen heute das alternative Sparkonzept der Universität zu Lübeck öffentlich, nachdem wir es am 26. Mai der Landesregierung vorgelegt haben. Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, aus Gründen, die Prof. Dominiak sicher erläutern wird. Auf dem Podium Prof. Dominiak, Präsident der Universität, und Dr. Grundei, Kanzler der Universität. Ich begrüße als Gäste der Pressekonferenz auch den Pressesprecher der IHK Herrn Özre, den Pressesprecher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Herrn Griewe, den Landtagsabgeordneten Herrn Gerrit Koch und Oliver Groth aus dem Bürgermeisterbüro der Hansestadt Lübeck. Wir werden kurz das Konzept vorstellen und stehen dann für alle Ihre Fragen zur Verfügung. Prof. Dominiak.


Dominiak: Vielen Dank Herr Labahn. Meine Damen und Herren von der Presse, ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserer heutigen Pressekonferenz. Herr Labahn hat Ihnen gesagt, um was es geht, wir werden unseren Alternativvorschlag, den wir abgesprochen haben mit der Landesregierung, heute offiziell vorstellen. Sie kennen den Grund. Wir hatten in Bargteheide mit dem Ministerpräsident, mit unserem Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr Herrn de Jager und auch mit dem Finanzminister Herr Wiegard zusammengesessen und haben vom Ministerpräsident den Auftrag bekommen, einen Einsparvorschlag zu machen, der die gleiche Summe enthält, die er uns vorgeschrieben hatte, nämlich die 26 Millionen Euro unter Beibehalt des Medizinstudiengangs. Das war unser Auftrag. Der Auftrag lautete auch, dass wir vertraulich mit dem Auftrag umgehen, das ist der Grund, warum wir die ganze Zeit nichts haben verlautbaren lassen. Und ich will Ihnen kurz erklären, warum wir uns entschlossen haben, letzte Woche bekannt zu geben, dass wir heute auf der Pressekonferenz diesen Vorschlag hier öffentlich machen werden. Am 13. 7. also nächste Woche Dienstag findet die letzte Kabinettssitzung vor der Sommerpause statt und in dieser Kabinettssitzung wird es auch einen Beschluss zum Haushalt geben, für uns also ein ganz wichtiges Datum, weil wir uns natürlich erhoffen, dass dann das Kabinett auch bekannt geben wird, dass wir den Medizinstudiengang hier in Lübeck erhalten können. Dann ist am 12. 7. nächste Woche Montag und am 13. 7. hier eine Begutachtung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und zwar wird unsere klinische Forschergruppe „Pathogenese der Wegnerschen Granulomatose“ begutachtet. Das ist eine sehr wichtige Drittmittelförderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, hier geht es um sehr viel Geld und wir wissen aus Vorgesprächen mit dem Sprecher der Gutachter, dass eben eine Begutachtung bzw. eine Weiterförderung nur dann ausgesprochen werden kann, wenn selbstverständlich die Medizin hier erhalten bleibt. Wie der Name schon sagt, es ist eine klinische Forschergruppe, die also absolut an der Medizin dranhängt. Dann ist es natürlich so, dass uns mittlerweile die Wissenschaftler hier abzuwandern drohen. Es wurde gestern bekannt gegeben, dass Herr Born bereit ist, wegzugehen. Wir haben einen weiteren Professor aus der Kinderklinik, der wieder weggehen will, wenn die Medizin hier nicht bleibt und es ist natürlich auch so, dass bereits Schaden hier auch an dem wissenschaftlichen Ruf der Universität entstanden ist. Das ist der Grund, dass wir nicht warten können, bis die Sommerpause zu ende ist oder bis zum Winter bis nachher im Dezember das Gesetz endgültig verabschiedet wird, sondern wir müssen aus Gründen, die für die Universität sprechen eben zeitnah möglichst noch in dieser Woche wissen, was passiert mit unserem Medizinstudiengang und das ist der Grund warum wir gesagt haben, wir müssen diese Woche an die Öffentlichkeit gehen, wir müssen der Öffentlichkeit bekantn machen, dass wir ein Konzept vorgestellt haben, das keine Luftnummer ist, sondern das tatsächlich die Einsparsumme enthält, die uns der Ministerpräsident vorgegeben hat, wir wollen Ihnen klar machen, was diese Einsparsumme insgesamt bedeutet und es ist in der Tat so, dass jetzt um 10 Uhr alle von diesem Konzept erfahren. Die Studierenden bei uns an unserer Universität, die Kollegen, die vorher uach nichts darüber gewusst haben. Wir werden die Landtagsabgeordneten, die Bundestagsabgeordneten jetzt zur gleichen Zeit informieren und insofern sehen Sie, dass wir tatsächlich mit dem Konzept bis heute hinterm Berg gehalten haben aus bekannten Gründen. Wir wollten eben mit dem Land über unsere Einsparmaßnahmen, die wir vorschlagen, diskutieren ohne dass es von außen zu einer Störung kam. Aber was wir erlebt haben ist natürlich, wenn man recherchiert hat, dass man eben zu einem ähnlichen Konzept kommt. Die Lübecker Nachrichten haben am Samstag veröffentlicht, wenn man genau hinschaut: es gibt ein Erichsengutachten, in dem drinsteht, was mit beiden Campi in Kiel und auch in Lübeck passieren soll, es gibt Zielvereinbarungen mit beiden Universitäten, die ebenfalls bekanntgemacht haben oder die ebenfalls die beiden Universitäten ausgemacht haben, wie viele Medizinstudenten in Kiel und auch in Lübeck studieren sollen und man kann sich natürlich dann eins und eins zusammenzählen und kommt dann auch auf zwei und das hat eben die Lübecker Nachrichten schon getan. Dann gestern wurde mir vom NDR unser Konzept vorgelegt und zwar im Urtext. Das bedeutete also, dass das gestern wohl offiziell bekannt gemacht wurde, von wem wissen wir nicht genau. Wir hatten es tatsächlich nur an die Staatskanzlei weitergegeben, an unser Ministerium und an das Finanzministerium. Niemand anders hatte ansonsten unser Einsparkonzept gehabt und das hat uns selbstverständlich veranlasst, dass wir heute auf jeden Fall an die Öffentlichkeit gehen müssen und müssen die Zahlen bekannt machen und wir müssen klarstellen, genau was wir wollen. Wir hoffen dann natürlich, wir hatten ja gestern ein paar Hinweise bekommen, dass sich die Universität Kiel ein wenig darüber geärgert hat, weil sie von uns nicht informiert worden ist. Wir wissen auch, dass das UKSH sich darüber geärgert hat, dass es von uns nicht informiert wurde, dazu kann ich nur sagen, es wurde auch diesbezüglich Vertraulichkeit mit dem Minister vereinbart, wir hatten explizit gefragt, ob wir mit dem Klinikum und ob wir mit Kiel reden können und dann hieß es „Nein, wir wollen das zunächst vertraulich behandeln“. Wir hoffen, dass wir die Unstimmigkeiten, die momentan darüber vielleicht entstehen, klären können, weil wir ja jetzt in der Lage sind, uns sowohl mit der Universität Kiel zusammen zu setzen und die Zahlen durchzugehen und natürlich auch mit dem UKSH. Das ist also der Hintergrund dafür, warum wir heute an die Presse gegangen sind. Sie kennen alle die Summe, das sind 26 Millionen, die eingespart werden müssen. Und was steckt hinter dem Konzept? Das ist relativ einfach. Wir wollen dass Schleswig-Holstein weniger Mediziner ausbildet als bisher. Sie wissen alle, wie viele wir ausbilden. Nach der Erichssen-Kommision und nach den Zielvereinbarungen sind das auf beiden Campi 160 bzw. in Kiel 170 Studierende. Die Tatsache ist aber, dass wir hier in Lübeck in den klinischen Semestern annähernd 250 ausbilden und in Kiel 235, das heißt also gut 150 Studenten mehr als sowohl im Erichssen-Gutachten, das 2003 publiziert wurde, und auch als in der Zielvereinbarung für beide Universitäten drinsteht. Und die Zielvereinbarung haben wir beide unterschrieben im Dezember 2008. Das ist also der Hintergrund und es ist insofern ganz einfach, je nachdem welche Zahlen man zu Grunde legt, dass natürlich mit der Reduktion der Zahl an Studierenden in Medizin auch selbstverständlich die Kosten sinken werden und zwar ganz deutlich sinken werden. Das heißt also, dadurch können die Landesmittel für Medizin gekürzt werden. Und wenn man davon ausgeht, was offiziell an Zahlen zu Grunde liegt, dann heißt das momentan bilden wir 380 in Schleswig-Holstein aus, 380 Mediziner, der Bundesdurchschnitt wäre für Schleswig-Holstein 340. Und nachdem was wir hier nun zu Grunde gelegt haben mit unseren Zahlen sind wir bei 320, damit kann das Land sehr gut leben, denn damit sind wir deutlich unter dem Bundesdurchschnitt und ein armes Land wie Schleswig-Holstein kann selbstverständlich hier gute Argumente anführen, warum es nun weniger ausbilden wird. Wichtig ist bei der ganzen Angelegenheit, dass die Reduktion dieser Kosten, die damit verursacht wird, dass wir weniger Studenten ausbilden, natürlich auch Kostenreduktion verursacht auf Seiten des Klinikums, wenn deutlich weniger Studenten ausgebildet werden, dann sinken natürlich auch die Trägerkosten. Das sind die Kosten, die das Land einem Klinikum dafür zahlt, dass Studenten wenn man so will den Betrieb aufhalten, weil sie ja ausgebildet werden müssen, das ist ganz klar. Und es werden natürlich auch Kosten reduziert auf Seiten der Ambulanz, also die Ambulanzkosten würden auch ganz deutlich runter gehen. Das liegt also dem ganzen Konzept zu Grunde. Und der 3. Punkt unseres Konzepts ist natürlich, dass wir Stiftungsuniversität werden wollen. Da Lübeck hier überproportional stark bei diesem Einsparkonzept beteiligt ist, können wir das nur auffangen, wenn wir Stiftungsuniversität werden, wobei wir natürlich das Modell der Zustiftung haben, das heißt wir haben keine Kapitalstiftung, wo ich jetzt unglaublich viel Kapital einsammeln muss und von den Zinsen nachher leben muss, sondern Zustiftung bedeutet, dass wir zum Beispiel die Possehlstiftung oder andere Stifter haben, die uns nachher regelmäßig Geld zustiften und mit diesem Geld rechnen wir auch, das können wir Ihnen nachher nochmal vielleicht nochmal näher erläutern.

Was ist der Vorteil unseres Konzeptes für das ganze Land? Ich will jetzt nicht nur vom Vorteil für die Universität Lübeck sprechen und für die Stadt Lübeck, sondern für den Vorteil für das ganze Land Schleswig-Holstein. Unser Konzept macht klar, dass Schleswig-Holstein zwei exzellente Medizinstandorte behält, die in Forschung und Lehre hervorragend sind. Ich glaube, dass das ein ganz wichtiger Punkt ist. Schleswig-Holstein hat immer damit (??), dass das hier ein Medizinstandort ist, Lübeck darüber hinaus ein Medizintechnikstandort und das können wir durch unser Einsparpotential auf jeden Fall gewährleisten, das heißt also, die Exzellenz an beiden Standorten ist also nicht gefährdet. Was vor allem ganz wichtig ist, auch grade für die Universität Kiel und deswegen haben wir ja auch daran gedacht, die Universität Kiel kann mit diesem Konzept selbstverständlich so exzellent bleiben, wie sie bisher ist, sie kann sich mit diesem Konzept sogar bewerben für die 3. Förderlinie, was ja auch Kiel vorhat. Und wenn man genau hinsieht ist es tatsächlich so, das was an Reduktion an Studenten der Universität Kiel weniger bezahlt wird, das haben wir ausgeglichen dadurch, dass pro Student 5000 Euro mehr nach Kiel gehen als bisher und bei uns bleibt die Summe gleich, das heißt also Lübeck wird hier tatsächlich – wenn man so will – auch am härtesten durch unser Konzept bestraft und wenn man das für das Klinikum berechnet, dann hat das Klinikum pro Student 4000 Euro mehr als vorher. Das heißt also, das Konzept ist wirklich sehr sehr fair unseren Partnern gegenüber, nämlich vor allem der Universität Kiel und auch dem UKSH und ich denke, dass uns niemand vorwerfen kann, dass wir hier zu Gunsten Lübecks gerechnet haben sondern im Gegenteil: Wir bringen 2/3 insgesamt der Einsparung und Kiel bringt 1/3 und eben die Tatsache, dass wir 2/3 bringen müssen hat uns ja auch bewogen dazu, dass wir auf jeden Fall die Stiftungsuniversität für uns favorisieren und ich glaube momentan ist das Fenster auch derart weit auf, dass wir das hier auf jeden Fall probieren müssen. Eins muss ich vielleicht auch noch dazu sagen, warum uns das so auf den Nägeln brennt. Seitdem es die Universität zu Lübeck gibt, das sind jetzt rund 46 Jahre, war Lübeck immer in seiner Existenz bedroht. Alle vier Jahre hab ich, ich bin jetzt 20 Jahre hier, alle vier Jahre hab ich gehört, dass Lübeck eigentlich überhaupt nicht hätte existieren dürfen und man hätte Lübeck gar nicht gründen dürfen. Das kommt mit schöner Regelmäßigkeit und wenn Sie das mitmachen, dann ist das wirklich ein schlimmer Zustand und dieser Zustand hat jetzt praktisch (??), dass wir gesagt bekommen haben, der Medizinstudiengang muss hier entfernt werden, was gleichbedeutend ist tatsächlich mit der Entfernung der Universität. Die Universität Kiel war noch nie in ihrer Existenz gefährdet, das muss man auch deutlich dazu sagen. Sie hat zwar Einbusen hinnehmen müssen, weil sie Studiengänge ausgelagert hat nach Flensburg, das ist richtig, aber sie war noch nie in der Existenz bedroht und ich glaube, das ist auch ein ganz wichtiger Punkt, insofern muss man verstehen, dass wir auf jeden Fall darum kämpfen und auch gekämpft haben, dass der Medizinstudiengang und damit die Medizin erhalten bleibt. Man kann also vielleicht zusammenfassen und sagen, unser Einsparkonzept ist absolut fair unseren Partnern gegenüber. Es behält in Kiel selbstverständlich die Exzellenz bei, Kiel kann sich weiterhin bewerben für die 3. Förderlinie. Es behält natürlich auch die Exzellenz in sofern für Lübeck bei, wir sind auch in der Lage, damit gut weiterarbeiten zu können. Es ist wie gesagt eine Reduktion von Studenten und es ist kein richtiger Abbau von Studentenzahlen und was für uns wichtig ist, dass die Medizintechnik damit natürlich auch in Lübeck gerettet ist, denn Sie haben gehört, dass der Bürgermeister sehr deutlich gemacht hat, dass eine Schließung der Medizin hier gleichbedeutend ist mit einem wirtschaftlichen Verlust nicht nur in Lübeck sondern in der ganzen Region und wenn das der Fall ist, dann ist das natürlich auch gleichbedeutend mit einem großen Schaden insgesamt für Schleswig-Holstein. Es geht also wie letzte Woche die Staatssekretärin gesagt hat, nicht nur um Lübeck. Natürlich geht es hier insgesamt um Schleswig-Holstein. Ich glaube, das ist so der wichtigste Tenor. Und wir haben Ihnen allen unser Konzept ausgehändigt, da stehen viele Zahlen drin, wenn Sie Fragen haben, können Sie uns gerne fragen und Herr Dr. Grundei steht Ihnen natürlich auch gerne zur Verfügung, um die Fragen im Einzelnen zu erläutern. Vielen Dank.

Labahn: Frau von Zastrow.

Von Zastrow: Ich wollte ein paar Zahlen nachfragen: Sie kriegen zur Zeit pi mal Daumen 50 Millionen Zuschuss vom Land. Wie viel würden Sie dann bekommen nach Ihrer Rechnung?

Grundei: Diese 50 Millionen, das ist eben eine ganz schwierige Rechnung, weil es ja verschiedene Zuführungsbeträge in Schleswig-Holstein gibt. Das worüber wir uns unterhalten und das was auch dem Einsparvorschlag der Landesregierung zu Grunde lag, ist der Zuschuss für die Hochschulmedizin und das ist ein Zuschuss in Höhe von rund 130 Millionen Euro, der für beide Standorte, Kiel und Lübeck, bestimmt ist. Insofern war es auch klar, dass ein Vorschlag von unserer Seite auch eben sich auf diesen Zuschuss beziehen muss und wenn man bei diesen Zuschuss dann wiederum schaut, wie viel Geld letztendlich für Forschung und Lehre aufgewendet wird – das ist hier auch in diesen Unterlagen dargestellt, und zwar können Sie das in der Anlage 2 genau nachschauen, wie diese Summen sich verteilen. Wir bekommen jetzt von der Landesregierung insgesamt 125,726 Millionen Euro, dann sehen Sie also die Verhältnisse sind ungefähr so, dass 67 Mio davon unmittelbar in  F+L fließen und rund 60 Mio die Abzugsbeträge oder man kann auch sagen indirekten Kosten sind, die ins Klinikum fließen, dafür dass dort eben F+L betrieben werden kann. Und von diesen Geldern F+L, darauf haben Sie sich eben bezogen mit Ihrer Frage, der Betrag der aktuell zur Verfügung steht rund 29 Mio, also 28,95 Mio, der Betrag, der Lübeck zu Gute kommt. Wenn man das jetzt mit unserm Landeszuführungsvertrag an die Universität addiert, dann kommen Sie auf einen Betrag von rund 50 Mio Euro und Sie sehen eben dann auch in unserer Planung, wie sich dieser Betrag von 28,9 Mio 2010 dann auf 2018 auf diese 19,65 Mio reduzieren wird, also das heißt wir tragen hier eine sehr sehr große Last in diesem Konzept. Aber das sind so die Aufteilungen des Zuführungsbetrags, das ist ein relativ komplexes Thema.

Nachfrage: Sie würden genau 9 Mio weniger bekommen.

Grundei: Wir würden genau 9 Mio weniger für diesen direkten Posten für F+L bekommen.

Frage: Herr Prof. Dominiak, Sie haben ja immer gesagt, Sie kämpfen für die Uni Lübeck, nicht gegen die Uni Kiel. Ihr Vorschlag ist es, dass eben auch Kiel 9 Mio Euro weniger bekommen soll. Sie haben das ja eben auch ein bisschen erläutert, aber es sieht ja trotzdem erst mal so aus, für die Kollegen, den Präsidenten in Kiel, als ob Sie jetzt eben doch so zu sagen gegen die Uni Kiel kämpfen. Vielleicht können Sie das noch einmal ein bisschen genauer erläutern.

Dominiak: Das ist auf keinen Fall ein Kampf gegen die Uni Kiel. Was wir hier gemacht haben ist doch eigentlich nur, dass wir auf beiden Campi die Zielvereinbarungen umsetzen. Herr Fouqett hat doch genau wie ich auch 2008 unterschrieben, dass wir nur noch 160 bzw. 170 Studenten ausbilden würden, das sind Zielvereinbarungen, die müssen doch umgesetzt werden, ansonsten brauchen wir doch keine Zielvereinbarungen abzuschließen. Also Kiel konnte doch überhaupt nicht davon ausgehen, dass sie auch weiterhin 235 Studenten ausbilden können, genauswenig wie wir davon ausgegangen sind, dass wir 250 weiterhin ausbilden können, das geht nicht. Das sind schließlich Zielvereinbarungen. Und im Übrigen: 2003 hat die Erichssen-Kommission doch genau das gleiche gemacht, damals. Die haben doch beide Campi untersucht, beide Standorte untersucht und sind danach zu der Erkenntnis gekommen, wir können beide jeweils 160 ausbilden, das heißt 320 in dem Bundesland. Und damit sind wir in jedem Fall fähig, sowohl in F+L exzellent zu werden. Also ich verstehe nicht, wo man hier einen Kampf gegen Kiel heraus sehen kann. Ich denke, das ist absolut fair und wenn Sie sich das hier noch einmal anschauen, da sieht man sehr deutlich, dass wir wesentlich mehr einsparen. Wir sparen 2/3 und Kiel hat hier 1/3 und es tut ja auch Kiel nicht weh, wenn sie weniger Studenten ausbilden, dann brauchen sie auch weniger Geld. Nur wo soll ansonsten eine Einsparsumme herkommen?

Nachfrage: Es ist hier schon klar, aber wie gesagt, in dem Sparkonzept des Landes, da kam ja die Uni Kiel – auf jeden Fall nach dem was ich gehört und gelesen habe – nicht vor und Herr Fouquett hat ja gestern im NDR im S-H-Magazin einen Beitrag zu … äääh … also mit weniger Studenten, also dann wäre die Forschung nicht sinnvoll… also der scheint das anders zu sehen.

Dominiak: Ja dann versteh ich nicht, warum er die Zielvereinbarung unterschrieben hat. Zielvereinbarungen sind ja kein Witz, sondern Zielvereinbarungen sind ja dazu da, dass man sie einhält und das hat er ja damals genauso unterschrieben wie ich, also in vollem Wissen, dass man künftig mit weniger Studierenden auskommen muss und damals hat er nicht gesagt, das könne er  nicht unterschreiben. Ich bin der einzige Präsident in SH der die Zielvereinbarungen unter Vorbehalt unterschrieben hat, im Übrigen. Alle anderen haben unterschrieben und waren damit einverstanden.

Grundei: Vielleicht darf ich kurz ergänzen: Wenn wir uns das Ursprungskonzept der Landesregierung – darauf beziehen Sie sich ja – anschauen, da gibt es ja seit der letzten Woche auch die eine oder andere Erläuterung. Es gab ja einmal den Rechnungshof, haben Sie vielleicht mitbekommen, der hat sich geäußert, der hat ja festgestellt, dass das Konzept der Landesregierung kapazitätsrechtlich gar nicht funktionieren würde. Das heißt, da muss man sich wirklich fragen, wie das für den Standort Kiel ausgesehen hätte. Nach dem Konzept hätte ja der Studiengang in Lübeck geschlossen werden sollen, die Kapazitäten wären erhalten geblieben, weil die sich auf Grund der Bettenzahl des UKSH berechnen. Das heißt, der Standort Kiel hätte die jetzt 480 Studierenden im klinischen Bereich komplett tragen müssen, ohne ein Euro mehr. Da müssen sie sich anschauen ob sie lieber aus den Summen, die für 2010 da sind, 480 Studenten ausbilden, oder ob sie mit kaum weniger Geld nurnoch 160 ausbilden. Ich denke mal, das ist ein ganz wichtiger Fakt und das andere ist, das haben Sie vielleicht auch gesehen: Die Grünen haben eine Anfrage gestellt und haben auch eine Antwort bekommen von der Landesregierung, wie denn die Verteilung der Einsparungen nach dem Konzept der Landesregierung aussehen sollten und da wird eben auch nochmal deutlich, dass auch hier – das ist der andere Partner der wichtig ist, das UKSH – wäre deutlich stärker belastet worden mit dem Vorschlag der Landesregierung als mit unserem Vorschlag. Also ich denke mal, für beide Partner ein klares Signal, unser Konzept hier führt zu geringeren Belastungen. Aber wir können auch verstehen, dass das jetzt ad hoc, ich glaube auch gestern sind die Herren erst auch mit dem Konzept konfrontiert worden, die hatten sich jetzt auch nicht die Gelegenheit, das ausführlich zu studieren. Das ist sicherlich auch ein bisschen unglücklich, dass wir jetzt nicht die Möglichkeit hatten, das im Vorfeld ausgiebig zu erörtern. Aber ich denke mal, wenn man jetzt eingehend darüber spricht wird man auch merken, dass das für alle Seiten ein sehr gutes Konzept ist.

Frage: Und dieses Kapazitätsproblem, also wenn Sie insgesamt in SH die Zahl der Studienplätze runterfahren, dann taucht dieses kapazitätsrechtliche Problem nicht auf.

Grundei: Ja, darauf gehen wir auch ein in den letzten Seiten zu den rechtlichen Problemen. Einmal ist die Frage, wie man überhaupt Kapazitäten begrenzen kann und da schlagen wir jetzt ein Modell der personenbezogenen Kapazitätsbegrenzung vor, das heißt, dass man das wissenschaftliche Personal nach und nach abschmelzt, nämlich mit den Vertragslaufzeiten, also hier muss keiner fürchten, dass er seinen Job verliert. Und dass man stattdessen an unserem Universitätsklinikum auch Ärzte einstellt, die nicht automatisch auch Wissenschaftler sind. Das ist dann die einzige wirklich rechtlich sinnvolle Maßgabe, um dann nach und nach die Kapazitäten abzubauen, denn wir gehen davon aus, dass das Land daran festhält und nicht Betten abbauen möchte am Klinikum. Das hatte die Erichssenkommission ja vorgesehen, es sollten damals ja auch 20 bis 30 % der Betten am Klinikum abgebaut werden. Das ist im Übrigen auch eine Entwicklung mit Einführung der Fallpauschalen, dass eigentlich die Klinikbetten eher reduziert wurden und das will man nicht. Das scheint auch vor dem Hintergrund der Sanierung eher kontraproduktiv zu sein. Das ist auch nicht unsere Aufgabe, das zu beurteilen. Also nehmen wir zur Kenntnis, dass das kein gangbarer Weg ist. Das hat der Rechnungshof im Übrigen auch so festgestellt. Und dann müssen wir das tun, was wir machen können, das ist die personenbezogene Kapazität zu begrenzen, das ist sicherlich deutschlandweit ein ehrgeiziges und erstmaliges Vorgehen, aber das kann man machen, das haben wir auch dargestellt, um dieses Problem zu lösen und eben auch dann zu Kiel, mit, das ist klar, da müssen wir sicherlich gemeinsame Wege dann finden.

Dominiak: Es ist ja insgesamt so, momentan bekommt jeder Assistent, jede Assistentin einen Vertrag Forschung, Lehre, Krankenversorgung und das ist das Problem. Im Prinzip müssten beide Klinika dann noch viel viel mehr ausbilden und deswegen macht man bettenbezogene Kapazität, aber unser Vorschlag ist es eben, dass man eben auf die personenbezogene Kapazität zurück kommt und in Zukunft dann Ärzte einstellt, die tatsächlich nur Krankenversorgung machen. Und die andern, die dann halt im Vertrag drin stehen haben: Krankenversorgung, Forschung und Lehre. Und dann können Sie eine richtige personenbezogene Kapazität an beiden Campi hier durchführen. Und auch nur noch so viele einstellen für F+L, die auch tatsächlich die Zahl hier gerechtfertigt, die wir hier gebracht haben.

Labahn: Jetzt Frau von Zastrow.

Von Zastrow: Und diese Kapazitätsverordnung, lässt sich nur aufs UKSH verändern oder ist das ne landesweite Sache oder ne bundesweite Sache?

Grundei: Bundesweit.

Dominiak: Das ist bundesweit. Das kann jeder so machen, also das Problem ist insgesamt…

Von Zastrow: Also wenn Sie sie ändern müssten, müssten Sie nur fürs UKSH ändern oder müssten Sie bundesweit ändern?

Grundei: Wir ändern nicht das Recht, sondern wir ändern unser Verhalten, das heißt, dass wir, es gibt immer die beiden Möglichkeiten, es bettenbezogen oder personenbezogen zu machen. Deutschlandweit macht es jeder bettenbezogen. Und wir machen es jetzt personalbezogen, das ist unser eigenes Recht, dafür müssen wir keine… überhaupt unser Vorschlag sieht vor, das war unsere Maßgabe, wir möchten nichts vorschlagen, was erst einer Umsetzung durch den Gesetzgeber bedarf, was unmittelbare Auswirkungen auf das UKSH hätte, das wollen wir auch nicht, wir wollen uns auch nicht in diese Debatte um Privatisierung oder nicht Privatisierung einmischen und wir wollen eben unsere Partner nicht über Gebühr belasten, das waren die Maßgaben unter denen wir es gemacht haben. Sie können sich vorstellen, das wird auch intern noch eine auch interessante Diskussion geben, also Herr Dominiak hat es schon gesagt, heute erst hat unser Senat das eben zeitgleich mit allen andern Partnern und Abgeordneten dieses Konzept erhalten. Gehen Sie mal davon aus, dass der eine oder andere das auch kritisch finden wird, dass das kleinere Lübeck hier 2/3 der Einsparungen tragen will.

Nachfrage: Ich hab nochmal ne Frage zu dem Thema Stiftungsuniversität: Sie führen das ja hier explizit aus, dass sie auf dieses Zustiftungsmodell, wie es ja auch in Niedersachsen an verschiedenen Stellen gehandhabt wird, vorschlagen oder es präferieren. (??) Kapitalstiftung zu haben, dass Sie sozusagen die Kosten für die Uni komplett vom Hals haben.

Dominiak: Also ich kann sagen, warum die Landesregierung immer mit diesen hohen Zahlen umgeht wie letzte Woche auch mit 500 Mio bis 1 Mrd, weil sie eigentlich nicht gerne haben, dass wir Stiftungsuniversität werden. Und zwar aus dem Grund, weil wir dann autonomer sind. Und das Land möchte natürlich weiterhin bestimmen, wie es mit Lübeck lang gehen soll. Das ist natürlich der triftigste Grund dafür. Aber das Land weiß ganz genau, dass wir eben vorhaben, eine Zustiftung zu werden, was nicht dagegen spricht, dass sich nicht auch Kapital ansammeln kann und dass wir irgendwann so viel Kapital haben, dass wir auch von den Zinsen teilweise leben können. Das ist ganz klar, das eine schließt das andere nicht aus.

Frage: Der Bund wird immer ins Gespräch gebracht, dass der ja was dazu bezahlen soll. Der taucht in Ihrer Rechnung nicht auf. Wie könnte man den einbauen, wenn er denn jetzt wirklich Geld geben wollte?

Dominiak: Also ich kann Ihnen dazu nur sagen: Das Land verhandelt mit dem Bund, das ist alles was ich weiß. Es stand ja vor etwa 2-3 Wochen mal in der Presse, dass es so ein Konstrukt gab Borstel – Lübeck – Helmholtz und Universität, da hab ich sofort gesagt, ich wusste das nicht, das geht auch auf keinen Fall und das geht auch nicht, das hat sich ja wieder zerschlagen. Über was das Land genau verhandelt, weiß ich nicht. Ich weiß auf jeden Fall, dass das Land verhandelt. Uns muss auch eins klar sein, das was wir hier an Einsparungen vorgeschlagen haben, ist das Maximum. Wenn das Land Geld bekommt ist doch ganz klar, dass das uns entlasten muss. Auch das muss man, glaub ich, ganz klar nochmal sagen.

Frage: Wie geht’s jetzt weiter?

Dominiak: Wir hoffen, dass wir bis Ende dieser Woche vom Land einen Hinweis bekommen, wie sie sich nächste Woche bei der Kabinettssitzung entscheiden werden. Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, dass ich relativ optimistisch bin, unsere Zahlen – das können Sie alle auch nachlesen oder wenn Sie jetzt nach Hause gehen nochmal nach verfolgen – das ist nämlich keine Luftnummer, die Zahlen stimmen! Natürlich, Sie haben Recht, da ist Kiel mit einbezogen. Aber ich mein, das geht gar nicht anders, für was schließen wir sonst Zielvereinbarung ab? Wenn man sich nicht dran hält, dann braucht man auch künftig keine Zielvereinbarungen mehr abzuschließen, man braucht keine Kommissionen mehr nach SH holen, die irgendwelche schlauen Vorschläge machen. Das kann man sich dann alles sparen, denn das kostet ja auch alles Geld.

Frage: Wie viel Geld wollen Sie denn über Stifter rein bekommen? Weil Sie haben jetzt die Einsparsumme alleine durch die Reduzierung der Anzahl der Studienplätze in Lübeck und Kiel auf der Graphik dargestellt.

Dominiak: Sie können gerne auf die Anlage 1 schauen, Frau von Zastrow, und da steht in der Mitte „Davon Kompensation durch nicht-staatliche Zustiftung“ und da waren wir sehr sehr vorsichtig, wenn Sie sich das mal anschauen. Da haben wir geschrieben: 2012 200000 Euro und das geht weiter bis wir dann auf 3 Mio im Jahr 2020 sind. Wir waren da wirklich sehr sehr vorsichtig und haben gesagt, erst ab dem Jahr 2020 3 Mio Zustiftung. Ich geh mal jetzt davon aus, dass wir höchstwahrscheinlich auch mehr haben werden, aber wir waren bewusst vorsichtig, damit wir nicht sagen, wir sind jetzt alleine davon abhängig, denn das ist ja gerade, was sie jetzt nachgefragt haben. Dann wird uns ja gerne gesagt: „Das schafft ihr doch nie!“, und das schaffen wir, das wissen wir auch ganz genau.

Frage: Die Stifter, das ist eigentlich nur so ein Zuding, das taucht in den 26 Mio nicht auf.

Grundei: Doch also es ist so, dass wir ja 9 Mio Einsparung tragen und Kiel 6 in den reinen Forschungsmitteln, natürlich kommen da noch die klinikbezogenen Millionen dazu, wo wir auch mehr einsparen werden als Kiel, das ist auch nochmal interessant, das müssen wir auch kompensieren und die Stiftungsmittel kompensieren sozusagen die übergebühr Anzahl der Einsparung. Also wir können, das haben wir auch dargelegt, gegenüber dem Ministerium, wir können bis zu 6 Millionen tatsächlich sparen und sind der Meinung, dass wir dann den Betrieb noch aufrecht erhalten können. 9 Mio, die wir jetzt anbieten, könnten wir nicht kompensieren. Dafür brauchen wir dann eben eine finanzielle Kompensation, so sieht das aus. Wir müssen ja der Landesregierung 26 Mio und 150 Mio Summe darlegen und das haben wir hier in der Graphik auch gemacht.

Frage: Also 6 Mio müssen Sie selber und 3 Mio…

Dominiak: … und 3 Mio durch Zustiftung.

Frage (taz): Und die Stiftung gibt’s dann auch schon?

Dominiak: Ja.

Taz: Das heißt, das ist Possehl…

Dominiak: Die Possehl-Stiftung, dann gibt’s die Gemeinnützige, von der haben wir ja auch Zusagen, wir haben Zusagen von der Firma Euroimmung. Wir haben mit Sicherheit… die Summen, die wir hier genannt haben, die sind absolut realistisch, die sind mit Sicherheit sogar unterschätzt.

Frage: Haben Sie diese (??) von diesen konkreten Stiftern denn schon schriftlich zugesichert? Also ich meine es gibt ja einmal so nen Vorstandsvorsitzenden, der sagen kann: „Ja klar, das kriegt ihr von uns.“ Und dann gibt’s den Stiftungsvorstand, der entscheiden muss, der dann Butter bei die Fische tun muss…

Dominiak: Wir bekommen das natürlich auf jeden Fall schriftlich, denn ansonsten glaubt uns das Land das ja gar nicht. Das ist ganz klar.

Nachfrage: Momentan haben Sie das noch nicht schriftlich?

Dominiak: Momentan hab ich das noch nicht. Aber wir haben mit denen natürlich gesprochen, sonst würden wir uns nie trauen, das einfach so rein zu schreiben.

Nachfrage: Also es ist nicht Prinzip Hoffnung.

Dominiak: Nein, das ist kein Prinzip Hoffnung, das ist Realität.

Grundei: Da können Sie ja auch in die Vergangenheit schauen. Wir haben ja auch schon in der Vergangenheit das eine oder andere Projekt finanziert bekommen.

Nachfrage: Naja, aber ich denke, das ist auch aus Sicht eines Stiftungsvorstandes ja nochmal ein Unterschied, ob man „mal“ also einmalig so zu sagen Geld gibt, um ein Forschungsvorhaben zu unterstützen oder auch mal für eine begrenzte Zeit eine Stiftungsprofessur finanziert. Oder ob man sich verpflichtet, also, sagen wir, von jetzt bis zum Sankt-Nimmerleinstag jedes Jahr die Summe X zu geben. Das ist ja noch (??).

Dominiak: Sankt-Nimmerleinstag ist natürlich schwierig, aber wenn sie sehen, was die Possehl-Stiftung jedes Jahr für die Uni tut und zwar regelmäßig, dann kommen wir der Summe, die wir jetzt hier genannt haben, sowieso schon nah und wir wissen, dass sie bereit sind, wesentlich mehr zu tun. Das sind ja Gespräche, die wir geführt haben. Sonst hätten wir das auch nicht so rein geschrieben. Und die Spendenbereitschaft, die Stifterbereitschaft ist zur Zeit unglaublich hoch. Also ich bekomme Emails von Lübecker Bürgern, die mir geschrieben haben: „Also ich hab nicht viel Geld, aber wenn Sie Stiftungsuniversität werden, dann spende ich Ihnen zwischen 1000 und 5000 Euro.“ Und wenn Sie mal nach Cambridge schauen in England. Cambridge ist nicht größer als Lübeck, ich glaub sogar eher kleiner, was die Einwohner anbelangt. Die haben nur durch Kleinspenden ne halbe Milliarde zusammen gekriegt. Also, wenn man sich dadrum kümmert, kann man auch wirklich Kapital ansammeln, so ist das nicht.

Frage: Haben Sie auch schon Angebote von Alumni, von ehemaligen Studierenden, die gesagt haben, „jawohl, Stiftungsuni, da machen wir mit“, das ist ja wohl das, was im englischsprachigen Raum gemacht wird.

Dominiak: Dann bräuchten wir Alumni, die halt auch besonders reich wären, die haben wir momentan glaube ich noch nicht. Aber wir haben eben… wir wissen, dass sich die Medizintechnikindustrie hier auch grade wegen der Medizin angesiedelt hat. Also die IHK hat ja eine Erhebung gemacht, rund 1000 Unternehmen hier in der Nähe. Und die alle sich dafür ausgesprochen haben, dass die Medizin hier bleibt und auch Lübeck Universität bleibt und ich glaube, dass man da mit Sicherheit auch Kapital auf die Dauer einsammeln kann.

Frage: Wie ist das eigentlich mit den Studiengebühren. Das hab ich jetzt hier beim ersten Durchlesen nicht gefunden. Wurde aber gestern in dem NDR-Beitrag und auch in dem LN-Beitrag vom Wochenende genannt, wollen Sie die Studierenden da auch irgendwie mit ins Boot nehmen?

Dominak: Also erstmal ist es so: Studiengebühren darf man momentan nicht erheben, dafür gibt es keine Rechtsgrundlage. Auf der anderen Seite ist es so, unser Konzept, das wir hier abgeliefert haben, ist OHNE Studiengebühren ausgerechnet worden.

Grundei: Aber Sie finden eine Passage auf Seite 3.

Dominiak: Es gibt natürlich ne Passage drin, wo wir das gemacht haben. Wir müssen dazu natürlich erst die Erlaubnis vom Land haben, genauso wie wir die Erlaubnis für die Stiftungsuniversität brauchen, das ist ja ein eigenes Gesetz. Sie wissen vielleicht, dass die TU Darmstadt ein eigenes Gesetz bekommen hat und erst, wenn das der Fall ist, können wir darüber reden.

Grundei: Wir waren schon dabei, dass es zur Ehrlichkeit gehört, wenn man eine autonomere Hochschule werden will, dass man zumindest zu dem Thema Studiengebühren auch etwas sagt, das haben wir getan. Wir haben das hier als ein Optionsmodell aufgeführt, aber wie gesagt: Rechnerisch, daran hängt nicht alles. Aber ich denke schon, dass man sich da im Verlauf bis 2020 drüber unterhalten muss und da sind die beiden – find ich – ganz wichtigen Worte drin: „sozialverträglich“ und „studienleistungsabhängig“. Das ist sicherlich für uns ganz wichtig. Wir sagen, da muss man sich auch die Besonderheit dieser Universität anschauen, dieser kleinen Campusuniversität. Was wir auch für unsere Studierenden tun, wir führen jetzt zum Beispiel ein Studienfond ein, der auch gerade soziale Härten versucht auszugleichen. Also das gehört natürlich alles in so ein Konzept hinein.

Frage: Nochmal um es zu präzisieren: Ich habe es richtig verstanden, dass Sie mit Kiel noch nicht gesprochen haben?

Dominaik: Nein.

Frage: Sie haben gesagt, es gibt Unstimmigkeiten, also die Unstimmigkeiten sind Ihnen offenbar signalisiert…

Dominiak: Die Unstimmigkeiten, von denen haben wir gehört, gestern Abend. Und das kann ich auch durchaus verstehen, aber es war ja mit der Landesregierung vereinbart, dass wir auch mit Kiel und auch mit dem UKSH nicht sprechen. Also uns ist ja gegen Kiel eine Schweigepflicht auferlegt worden und das ist selbstverständlich, dass wir das dann auch nicht machen. Wir haben ja das im Übrigen auch nicht durchbrochen.

Nachfrage: Und sind die Schritte denn schon geplant, es ist ja im Grunde ein riesen Schritt, was jetzt kommt.

Dominiak: Es sind sowieso Gespräche geplant. Wir haben die nur die ganze Zeit deswegen abgesagt, weil wir gesagt haben, so lange wir nicht sicher wissen, ob die Medizin bleibt, lohnt es sich überhaupt nicht, Gespräche zu führen. Wie sollen wir Gespräche führen, wenn wir die Guillotine selbst in die Hand nehmen müssen und uns selbst köpfen dabei, das geht nicht. Wir können erst auf Augenhöhe verhandeln mit unseren Partnern, wenn wir wissen, wir bleiben. Ansonsten ist das keine Augenhöhe, ansonsten hat das überhaupt keinen Sinn, Gespräche zu führen.

Frage: Das heißt, der Ball liegt wieder so zu sagen auf der Seite des Landes?

Dominiak: Des Landes, ja! Das ist der Grund, warum wir heute auch die Pressekonferenz gemacht haben, weil wir wirklich diese Woche Bescheid brauchen, ja oder nein. Denn in der Sommerpause wird so gut wie nichts passieren.

Frage: Sie haben ja, also dass Sie heute an die Öffentlichkeit gehen wollen, das haben Sie ja in der Stadt (??) also in St. Petri öffentlich angekündigt, da war ja auch die Politik vertreten, da war ja auch die Landesregierung mit Frau Andresen vertreten. Haben Sie vielleicht auch ein bisschen darauf gehofft, dass das so den Anstoß gibt, dass Sie dann, also jetzt oder so ein Signal aus dem Ministerium bekommen (??).

Dominiak: Also ich hatte ja auch zur gleichen Zeit, bzw. vorher hab ich ja sowohl den Ministerpräsidenten angeschrieben und Herr de Jager und Herr Wiegard haben eine Kopie des Schreibens bekommen, wo ich mitgeteilt habe, wir werden heute die Pressekonferenz stattfinden lassen. Also ich denke, das ist auch mehr als fair. Letzte Woche Freitag oder Donnerstag ist das passiert und dann hatte man ja auch bis heute Zeit gehabt, darauf zu reagieren. Wir haben keine Reaktion bisher bekommen. Ich hab allerdings auch nicht damit gerechnet, dass ich bis heute jetzt von der Landesregierung gesagt bekomme, wir werden die Medizin beibehalten oder nicht, das muss ich dazu auch sagen. Aber wir hoffen – und das hab ich auch im Einzelgesprächen auch nochmal mit allen Ministern auch mit dem Herrn Ministerpräsident klar gemacht: Wir hoffen, dass wir bis Ende dieser Woche Bescheid wissen, denn wie gesagt, es brennt uns wirklich unter den Nägeln. Wenn ich nächste ne Begutachtung hab, was soll ich nächste Woche der deutschen Forschungsgemeinschaft sagen?

Grundei: Sie können das vielleicht auch daran erkennen, wir haben ja auch den Landtagsabgeordneten das zeitgleich zugeleitet. Es ist auch die letzte Landtagswoche. Man muss ja eh sagen, das ist auch ein Thema letztendlich des Landtages also letztendlich müssen ja unsere Abgeordneten darüber entscheiden und das war natürlich auch eine Überlegung, dass sonst auch die Abgeordneten überhaupt keine Chance mehr gehabt hätten, darauf überhaupt zu reagieren und darüber diskutieren zu können. Das ist uns schon sehr wichtig.

Frage: Haben Sie denn ein Gutachten nächste Woche?

Dominiak: Ja, am Montag und Dienstag. Und zwar ist das die klinische Forschergruppe „Pathogenese der Wegenerschen Granulomatose“. Da geht’s natürlich um viel Geld, das ist eine klinische Forschergruppe… klinische Forschergruppe heißt, das ist eben Medizin und wenn die Medizin hier nicht bleiben kann, dann wird auch diese Forschergruppe nicht weiter gefördert.

(Erläuterung der Wegenerschen Granulomatose; Lübeck ist eines der wenigen Zentren der ganzen Welt)

Frage: Nochmal eine Frage zu den wirtschaftlichen Auswüchsen, sozusagen: Die Rechnung, wir als Stadt gehen davon aus, dass wenn die Universität geschlossen würde, gäbe das allein, also grob geschätzt, durch das Wegfallen der Studenten und den Ausgaben der Studenten, nicht berechnet den wegziehenden Wissenschaftlern, also Ärzten und so weiter, von der Summe von über 30 Mio Euro per anno. Haben Sie da Eigenberechnungen angestellt?

Dominiak: Also wir wissen natürlich auch durch die Umfragen von der IHK, die hat ja alle 1000 Unternehmen befragt, die 1000 Unternehmen haben einen Umsatz von etwa 4,5 Mrd und die hier geantwortet haben, das sind Unternehmen, die einen Umsatz von ca. 1,5 Mrd Euro haben und man sieht doch ganz deutlich, dass annähernd 30 % gesagt haben, sie würden weggehen, wenn die Medizin hier geschlossen würde und ich meine, das ist natürlich gewaltig viel, das ist ganz klar. Und das sind die indirekten Schäden. Die direkten Schäden, das sind ja die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die hier momentan an der Klinik arbeiten. Das kann ich Ihnen auch relativ genau ausrechnen, das sind rund 700 Arbeitsstellen. Das ist ne ganze Menge, denn da hängen auch die Drittmittel dran, denn wir haben ja pro Jahr 25 Mio Drittmittel. 80 % von Drittmitteln sind immer personenbezogene Drittmittel.

Grundei: Dazu haben wir auch noch ein paar Informationen, die würden wir dann vielleicht heute noch auf unsere Homepage stellen zum Abruf. Zusammengefasst, was wir bislang als Daten haben. Also wir werden das auf jeden Fall nochmal extern untersuchen lassen. Das ist ja vielleicht auch mal ganz gut, wenn man die Daten zusammengetragen hat und das dann auch mal auswerten lässt. Aber da sind dann die Gesamteffekte aus unserer Sicht auch mal zusammen gestellt und die IHK hat ja auch ne eigene Seite.

Labahn: Weitere Fragen.

- Rest wird im persönlichen Gespräch geklärt –

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Woche 5 – Rücktritt! Rücktritt! http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/30/woche-5-%e2%80%93-rucktritt-rucktritt/ http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/30/woche-5-%e2%80%93-rucktritt-rucktritt/#comments Wed, 30 Jun 2010 20:58:06 +0000 Susanne http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/?p=3321 weiterlesen...]]> Die große Demonstration in Kiel ist vorbei und hat eine neue Zeitrechnung eingeläutet: Wir befinden uns in Woche 5 von „Lübeck kämpft“ und in Woche 1 nach der Demo. Die kleine Verschnaufpause nach der Großaktion war voll und ganz verdient, doch langsam muss es weitergehen, im Kampf gegen die Obrigkeit.

Da passt es auch ganz gut, dass am Dienstag der 5. Woche eine Personalversammlung von Uni und UKSH stattfindet, zu der Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Jost de Jager als Gastredner geladen war. Die Sitzung sollte eigentlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, doch die Personalräte hatten sich bereit erklärt, einer Tonübertragung vor das Audimax sowie einer Übertragung in Ton und Bild im Foyer des Audimax zuzustimmen. So füllte sich der Vorplatz erwartungsgemäß mit Studenten, die dem für sie zuständigen Minister lauschten. Zudem war geplant, de Jager nach seiner Rede auf der Treppe vor dem Haupteingang zur Rede zu stellen – und er kam tatsächlich heraus. Das beeindruckendste an seinem Auftritt war noch die Wolke aus Personenschützern und zivilen Polizisten, die ihn umgab. Seine Antworten auf die von Matthias Salzenberg gestellten Fragen waren schwammig und fadenscheinig wie gewohnt. Auf die Frage, ob er die finanziellen Risiken berechnet habe, bedankte er sich erst einmal für die Einladung, zu sprechen. Auf die Nachfrage, ob er sich einfach mit einem Ja oder Nein äußern könnte, erklärte er, er lasse sich seine Antworten nicht diktieren. Als Matthias daraufhin begann, ihm aus dem Koalitionsvertrag und den Wahlversprechen vorzulesen, versteinerte zwar die Miene des Ministers, handfeste Äußerungen blieben jedoch aus. Später sollte sich auch der Personalrat in einer Pressemitteilung beklagen, dass aus dem Minister nichts neues herauszukriegen war.

Was de Jager nicht für möglich hält, schafft die Industrie- und Handelskammer in wenigen Tagen. Diese veröffentlichten am Donnerstag eine Umfrage unter den rund 1000 in Lübeck ansässigen unternehmen in Medizin, Medizintechnik- und Gesundheitswesen. Diese beschäftigen in der Region rund 23000 Arbeitnehmer, die einen Gesamtumsatz von rund 4 Milliarden Euro erwirtschaften. Davon nahmen 110 Unternehmen (15000 Angestellte, Umsatz von 1,6 Mrd.) an der Umfrage teil. Ergebnis: 92 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass durch den Wegfall der Medizin der Lübecker Universitätsstandort gefährdet ist. 30 Prozent der befragten Firmen stehen in engem Kontakt zur Uni und sind zumeist auch eng durch gemeinsame Projekte verflochten. 19,1 Prozent der Befragten werden aus diesem Grund eine Verlagerung des Unternehmens in andere Bundesländer in Erwägung ziehen, was enorme Einbusen für die Hansestadt und das Land Schleswig-Holstein bedeuten würde. Allein durch die Diskussion erwarten 86 Prozent der Befragten ernst zu nehmende Imageschäden für die Region, was das weitere Einwerben von Investitionen gefährden könnte. Die IHK beweist also, dass die Argumente von Lübeck kämpft offensichtlich stichhaltiger sind, als die des Ministeriums.

Ebenfalls am Donnerstag fand eine weitere Exilvorlesung statt. Unter dem Motto: “Wir lassen uns nicht verschiffen, wir werfen den Anker” hatte Physik-Prof Christian Hübner auf die Passat eingeladen, wo er für die MLSler und die MIWler des 4. Semesters seine Biophysik-Vorlesung abhielt. Im Anschluss daran ging es für die mitgereisten Mediziner mit dem planmäßigen Programm in Biochemie und Physiologie unter Deck weiter, während die anderen dem Neuroinformatiker Prof. Amir Mamlouk und seinem Vortrag “Vom Zuhören und Verstehen – das Cocktailpartyproblem” lauschen durften. Während der ganzen Fahrt waren die Schiffsreisenden bester Laune und genossen die Vorlesungen außerhalb des Hörsaals, während sie gleichzeitig ein Zeichen für ihre Uni setzen konnten.

Währenddessen fand in Kiel die weltweit bekannte und beachtete Kieler Woche statt. Bereits am vergangenen Samstag hatten einige gelbgekleidete Demonstranten Ministerpräsident Carstensen bei der Eröffnung merken lassen, dass wir immer und überall sein können. Und dies zog sich auch über die gesamte Kieler Veranstaltung hin: Zahlreiche Studenten, aber auch Mitarbeiter von Klinikum und Uni verbrachten einige Zeit in der Landeshauptstadt, um den Besuchern des Segelspektakels die Situation zu erklären, Flyer zu verteilen und Unterschriften zu sammeln. Zudem nahmen Segelboote mit gelben Bannern geschmückt an der Windjammerparade teil: ein Spektakel, das mit Sicherheit medienwirksam ist! Zum Kampf an Land und auf dem Wasser gesellte sich außerdem ein Flugzeug, das an einigen Tagen über der Förde kreiste und ein riesiges Banner hinter sich herzog – dieses konnte von den Besuchern kaum übersehen werden.

Zeitgleich mit der Kieler Woche fanden in Lübeck die Gremienwahlen statt. Dabei hatte der Kampf nicht nur vielen Studenten die Gremienarbeit näher gebracht, sondern auch viele animiert, ihre Stimme abzugeben. Mit einer Beteiligung von 44,5 Prozent können sich die Gewinner der Wahl als tatsächlich durch die Studierendenschaft legitimiert rühmen. Außerdem korrigiert Lübeck damit den bundesweiten Durchschnitt der Wahlbeteiligungen deutlich nach oben.

Kaum ist die eine Demo vorbei, wird in der 5. Woche auch schon der nächste Aufmarsch geplant: Am 1. Juli findet in der St. Petri-Kirche eine Podiumsdiskussion mit den Herren de Jager und Kubicki statt. Zeitgleich soll es einen Sternmarsch auf die Altstadtinsel geben, bei dem friedlich aufgezeigt werden soll, dass die Stadt hinter der Uni steht: Eine Stadt trägt gelb!

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Woche 4 – De Jager, Versager! http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/23/woche-4-%e2%80%93-de-jager-versager/ http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/23/woche-4-%e2%80%93-de-jager-versager/#comments Tue, 22 Jun 2010 22:02:35 +0000 Susanne http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/?p=2921 weiterlesen...]]>

Der Countdown läuft!

Unaufhörlich tickt am Anfang der vierten Kampf-Woche der Countdown auf der Homepage. Kiel kommt immer näher, die Demonstration – der Stichtag –  immer mehr in greifbare Nähe. Doch allein mit der Großdemo sollte es ja nicht getan sein, wo doch das ausgesprochene Ziel war, immer und überall präsent, laut und gelb zu sein. Und so wurde gleich am Anfang der Woche der Beweis angetreten, dass wir auch spontan und schnell sein können:

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian von Boetticher nahm an einer Preisverleihung der Sparkasse im Rathaus teil und sollte vor dessen Türen empfangen werden, wie Kubicki vor dem Scandic. Dass er dort sein würde, war schon eine Weile bekannt, es war jedoch in der Flut an Aktionsideen irgendwie untergegangen. So war es eher eine Hauruck-Aktion, die rund 70 Studenten in der Breiten Straße auftauchen ließ. Mittlerweile war ja mit dem T-Shirt-Verkauf auch die Ausgabe von Trillerpfeifen angelaufen und so wurde es teilweise doch sehr unangenehm für die Ohren der Umstehenden. Doch Boetticher nahm das verhältnismäßig gelassen und verweigerte sich nicht der Masse. Zunächst bat er die anwesenden AStA-Mitglieder als Diskussionsteilnehmer zu sich. Doch auch die anderen Studenten wollten ihrem Unmut Luft machen und ihre Argumente anbringen. Boetticher gab sich dabei durchaus Mühe, alles zu beantworten, doch war das Fazit das gleiche, wie bei allen anderen Politikern auch: Er schlug vor, sich mal in aller Ruhe hinzusetzen und die Zahlen gemeinsam durchzugehen, damit auch die Studenten verstehen könnten, dass es notwendig sei zu sparen.

Klare Signale kamen hingegen etwa zeitgleich von Bundesbildungsministerin Anette Schavan (CDU). Einem dpa-Artikel nach zu urteilen hatte diese eine Unterredung mit Peter Harry Carstensen in Berlin. Dabei sprach sie sich deutlich für den Erhalt der Universität zu Lübeck aus, schon allein, um den von der Bundesregierung angestrebten Ausbau der Medizinerausbildung nicht zu unterbinden. Klare Worte, die dennoch nur eine Empfehlung sein können, denn Bildung ist und bleibt Ländersache – die Entscheidung bleibt also in Kiel.

Während Boetticher sich wieder aufmachte, die Stadt zu verlassen und PHC sich mit der Bundesmeinung auseinander setzte liefen im AStA die letzten Vorbereitungen für den großen Tag. Das Telefon stand kaum still, die Demonstranten meldeten sich für Busse und Züge an, stapelweise gingen ausgefüllte Unterschriftenlisten ein, der letzte Feinschliff an der Koordination der Demo wurde erledigt. Dazu gehörte auch die Pressearbeit: Vor und nach der Demo sollten Pressekonferenzen am Bahnhof beziehungsweise am Landeshaus stattfinden. Dafür wurden Pressemappen gestaltet mit Statements, Fakten, Berichten, …

Und dann war es so weit: Mittwoch – Demo – Stichtag!

Während 30 wackere Sportler sich mit flaggenbehängten Rädern klingelnd aus der Stadt verabschiedeten, fuhren auf dem Parkplatz an der MUK die ersten Busse ein und auch am Hauptbahnhof war jeder Zug mit Fahrtziel Kiel ein bisschen gelber als der vorherige. Richtig voll wurde es dort schließlich, kurz bevor der von Prof. Hilgenfeld organisierte Sonderzug aus Münster einrollte. Es sollte nicht lange dauern, bis dieser von rund 1000 Personen gestürmt werden sollte und die Verantwortlichen waren in absoluter Alarmbereitschaft – zumal kurz vor der Einfahrt die Durchsage kam, dass der Zug auf dem gegenüberliegenden Gleis ankommen sollte. Doch alle Sorgen waren unbegründet: Wie mit dem Lineal gezogen standen alle brav aufgereiht auf Gleis 2 und harrten der Dinge. Innerhalb kürzester Zeit war der Zug voller gut gelaunter Menschen und es musste lediglich darauf gewartet werden, dass die Lok vom einen Ende ab- und ans andere Ende angekoppelt wurde. Schon bald konnte die Fahrt losgehen: Das Pfeifkonzert war fröhlich, schwoll jeweils an den größeren Bahnhöfen deutlich an und erreichte das Maximum bei der Einfahrt in Kiel. Dort war Präsident Dominiak der erste, der den Sonderzug verließ und wurde von der fast schon frenetisch jubelnden Menschenmenge am Bahnhof herzlich empfangen.

Zu diesem Zeitpunkt war der Bahnhofsvorplatz bereits in ein dezentes Gelb gehüllt, stellte er doch den Übergang zur Auguste-Viktoria-Straße dar, wo das Vorprogramm bereits in vollem Gange war. Ein Showtruck, der sonst für die Love-Parade fährt, diente als Bühne und so wirkte es fast wie eine zufällige Party in einer Seitenstraße. Doch bald sollte es politisch werden. Pünktlich um 15 Uhr betrat Peter Dominiak die obere Ebene des gelb geschmückten Fahrzeugs und begrüßte die Studenten und Mitarbeiter von Uni und UKSH sowie alle anderen Demonstranten. Ihm gleich taten es Niklas Finck, der StuPa-Präsident, und Bürgermeister Bernd Saxe, welcher die Demo dann auch gleich ins Rollen brachte.

Langsam bewegte sich der Tross nun Richtung Norden, immer in der Nähe der Förde. Wer Zutritt zur oberen Ebene des Trucks hatte, konnte die unglaublichen Massen bewundern, die sich hier durch die Straßen wanden – ein gelber Lindwurm, der die Stadt durchzog. Polizeischätzungen zufolge musste bereits hier von einer Zahl von knapp 10000 Demonstranten ausgegangen werden. Eine Zahl, die zwar angestrebt, aber nie für wirklich möglich gehalten worden war. Die Stimmung war gut, die Leute friedlich. Lediglich die Trillerpfeifen dürften im Nachhinein das eine oder andere Trommelfell auf dem Gewissen haben… Etwa auf halber Strecke war ein Zusammentreffen der Schleswig-Holsteinischen Universitäten geplant: Am Schlossgarten stießen die Demonstranten aus Kiel und Flensburg, die sich zuvor an der Kieler Uni getroffen hatten, zum Zug hinzu. Wie auch bei den Lübeckern wurde ihr Tross von einem Sarg angeführt und so vereinigten sich die in violett gekleideten Totengräber mit den gelben. Der Zwischenstopp wurde auch für erste Kundgebungen genutzt. Der erste, der das Mikro ergriff war Uwe Polkaehn vom DGB Nord. Der Gewerkschaftsvertreter sprach über das Leben auf Pump und die Arbeitsplätze, die mit der Universitätsschließung verloren gingen. Es folgten die Begrüßungsreden eines Kieler Studenten sowie zweier Vertreter von der Uni und der FH in Flensburg. Schließlich war es an Linda Krause, der Lübecker AStA-Vorsitzenden, den Sturm auf den Landtag auszurufen und so setzte sich die mittlerweile rund 14000-köpfige Menschenmasse in Bewegung zum finalen Angriff.

Als der Tross am Landeshaus ankam, hatten sich die Abgeordneten, die sich den Tag über in einer Plenarsitzung befunden hatten, bereits vor dem Gebäude aufgestellt, allen voran die sechs Mitglieder der Haushaltsstrukturkommission. Lediglich Ministerpräsident Carstensen fehlte. Oppositionsführer und SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Stegner hielt gerade eine Begrüßungsrede, als der Truck anhielt und auch wenn er sich zunächst auf die Seite der Kämpfer stellte: Es war die Redezeit derer, die an den mit insgesamt 24.500 Watt verstärkten Mikrophonen der Demonstranten standen. Dies waren wieder Studenten der drei Universitätsstandorte, die sich gegen kurzsichtige Bildungspolitik aussprachen, es war der niedergelassene Arzt Dr. Frank Niebuhr, der die Bevölkerung aufrief, Minister de Jager Hausverbot zu erteilen und zum Abschluss trat Prof. Hilgenfeld vor die Landesvertreter und berichtete von Diktaturen, in denen bereits Universitäten geschlossen worden waren. Zwischenzeitlich versuchten zwar auch Regierungsvertreter zu Wort zu kommen, doch waren die Demonstranten und ihre Anlage durch schiere Masse einfach im Vorteil. So konnten alle Argumente vorgebracht und – man muss es den Mitgliedern der HSK zu Gute halten – bis zum Ende angehört werden.

Langsam löste sich nun die bislang größte Demonstration, die die Landeshauptstadt je gesehen hat und die laut Polizeibericht außergewöhnlich friedlich verlief, auf. Die Leute bevölkerten wieder Busse und (Sonder-)Züge, um den geordneten Rückzug anzutreten – zufrieden mit dem Auftritt, mit der leisen Hoffnung auf Erfolg und in der festen Überzeugung, bei Bedarf wieder zu kommen.

Die restliche Woche verlief ruhig – eine Chance für die Organisatoren, vor dem nächsten Schritt durchzuatmen. Die Resonanz war jedoch überwältigend: Unmengen von Unterstützungsbekundungen gingen ein, alle waren voll des Lobes über den friedlichen aber eindrucksvollen Auftritt. Zur besonderen Freude trugen dabei die Unterschriftenliste von Olaf Wetergrove, Paul Schoorn, Armin Ganter, Hinnerk Heieck und Guido Erdmann bei. Die Namen scheinen auf den ersten Blick nichts Besonderes zu sein, jedoch befinden sich diese Herren allesamt zum aktuellen Zeitpunkt auf einer Forschungsstation in der Antarktis. „Lübeck kämpft“ zieht nun offensichtlich weltweit seine Kreise und an dieser Stelle herzliche Grüße in den Süden!

Für etwas Auflockerung im Kampf-Geschehen sorgte noch ein von der Fachschaft CS|MLS organisierter Smartmob in der Lübecker Innenstadt. Hier sollte demonstriert werden, was der Wegfall der Medizin für die Stadt bedeutet: Sie würde aussterben! So waren um die Mittagszeit einige Menschen in weißen Arzt- und Laborkitteln zu sehen, die Punkt halb 1, nach dem Ertönen eines Startsignals, einen gespielten Herzinfarkt erlitten und für zwei Minuten scheinbar leblos zu Boden sanken. Die Passanten sind teilweise unbeeindruckt, mehrheitlich aber überrascht, einige wenige etwas hilflos. Nach zwei Minuten springen die tot geglaubten auf, reißen sich die Kittel vom Leib, unter denen gelbe Shirts zum Vorschein kommen. „Lübeck kämpft“ schallt es mehrfach durch die Straßen. Die ganze Fußgängerzone ist gelb. Ein schöner Anblick und die klare Botschaft:

Mit uns müsst ihr überall rechnen!

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http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/23/woche-4-%e2%80%93-de-jager-versager/feed/ 0
Woche 3 – Kämpfen, Lübeck! Kämpfen! http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/14/woche-3-%e2%80%93-kampfen-lubeck-kampfen/ http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/14/woche-3-%e2%80%93-kampfen-lubeck-kampfen/#comments Mon, 14 Jun 2010 19:35:25 +0000 Susanne http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/?p=2133 weiterlesen...]]> Lübeck wird gelb und gelber: Das Zentralklinikum ist plakatiert, alle Orte, an denen sich Studenten aufhalten sowieso. Stück für Stück füllt sich auch die Stadt mit gelben Plakaten, aufgehängten Flyern und Trägern von gelben Shirts – so soll es sein! Bürgermeister Saxe hat es gefordert und die Lübecker stehen eng beisammen.

Am Montag gingen die Exilvorlesungen in die nächste Runde: Einen Schritt weiter, eine Spur größer – dieses Mal in der Bundeshauptstadt Berlin. Bereits um 8 Uhr trafen sich die Studententouristen am AudiMax und wurden per Bus zu ihren Vorlesungen gebracht. Diese wurden von den Professoren Cor de Wit („Sauerstoffversorgung und Durchblutung – In der Not hilft nur Druck“), Johannes Knobloch („Interaktion zwischen Medizin und Medizintechnik – Das Böse sichtbar machen“) und Barbara Wollenberg („Palliativmedizin – Totgesagte leben länger“) gehalten. Dabei wurden nicht nur die Mediziner angesprochen, auch die mitgereisten Studenten der TNF konnten sich über eine zumeist allgemeinverständliche Sprache der Dozenten freuen. Doch auch die Inhalte waren nicht rein medizinisch, sondern deutlich an die aktuelle Situation angelehnt, was die Hörerschar teilweise zu frenetischem Jubel animierte – auch so können Vorlesungen sein! Anschließend wurde noch ein neuer Demo-Song einstudiert, ehe es vom Tierpark aus, vorbei am Sony-Center zur Schleswig-Holsteinischen Landesvertretung ging. Dort selbst mussten die Demonstranten jedoch Ruhe bewahren, die Regierungsgebäude befinden sich in einer streikfreien Bannmeile. Doch das fröhliche Pfeifen von Liedern konnte und wollte keiner unterbinden und so wurde der neu einstudierte Song zum stillen Protest der 400 Reisenden umfunktioniert. Dies brachte dann auch die gewünschten Zuhörer vor die Landesvertretung: PHC und Jost de Jager stellten sich der Meute, gemeinsam mit einem offensichtlich vorbereiteten Graphen, der die Pro-Kopf-Verschuldung erläutern sollte. Doch das restliche Auftreten war altbekannt: Ausweichende oder gar keine Antworten auf Fragen – Politiker eben. Dennoch war die Laune auf der Rückfahrt gut, hatte man doch in der Hauptstadt ein Zeichen setzen können.

In der Zwischenzeit hatten die zu Hause gebliebenen den Kopierer wieder zum Glühen gebracht und sich den Mund fusslig geredet. Denn nicht nur auf der Lübeck-Kämpft-Seite erinnert nun ein Countdown daran, dass die Demo immer näher rückt. Alle Beteiligten haben eben diesen Countdown im Kopf, der beständig tickt. Denn: Alles was wir jetzt tun, gilt!

Der Dienstag begann mit einem kleinen Rückschlag: Der geplante Shirt-Verkauf musste verschoben werden, die Lieferung der stark nachgefragten Stücke sollte sich verzögern. Der geplante Verkaufsbeginn hätte am Mittwoch sein sollen, im Rahmen des Transpi-Workshops vor dem AudiMax. Doch auch ohne Merchandising wurde dieser zu einem riesigen Erfolg! Über den ganzen Nachmittag verteilt waren kreative Köpfe am Werk, gestalteten Flaggen und Banner und entwarfen den Behang für den Demotruck. Ein tolles Bild gaben die fertigen Exemplare ab, die zum trocknen auf dem kleinen Wall vor dem Hörsaalgebäude ausgelegt wurden: „Ihr tretet die Bildung mit Füßen – wir fordern Rücktritt“ war dort zu lesen, neben einem Sparschwein mit Carstensen-Kopf und der Frage „Zu viel PHC geraucht?“ Von ernst, über lustig, bis sarkastisch war alles vertreten und eine gewisse Vorfreude auf das Hissen der Banner auf der Demo war spürbar.

Am Donnerstag ein erster Lichtblick von der Merchandise-Front: Die Pins und Buttons waren endlich eingetrudelt – und fanden schnell reißenden Absatz. Auch die frohe Botschaft war durchgesickert, dass nun doch ein Sonderzug nach Kiel fahren sollte. Prof. Rolf Hilgenfeld, der Chef der Biochemie, hatte diesen bestellt und somit für weitere 1200 Transport-Plätze gesorgt. Passend dazu bereitete die EDV der Orga-Gruppe alles vor, um eine Online-Anmeldung für die verschiedenen Transportmittel zu ermöglichen.

Am Abend endlich noch einmal die Möglichkeit für alle Kämpfer, durchzuatmen. Das jährliche Sommerfest stand an und auch wenn es ein fröhliches Beisammensein werden sollte konnte das Thema der Themen natürlich nicht ganz ausgeblendet werden. Die Fachschaften der TNF hatten eine Menschenkette geplant, von der sich keiner ausnehmen durfte. Diese reichte weit um das AudiMax herum und gipfelte darin, dass sich alle an der Front des Gebäudes wieder trafen, wo jeder eine Hand an die Glasfassade legte: „Wir halten an unserer Uni fest“ stand auf dem Banner in der Mitte – die Symbolik musste einfach ankommen! Weitere Banner wurden im Laufe des Abends noch gestaltet und auch der Truck-Schmuck wurde komplettiert: Jetzt steht dort unser Slogan „Lübeck kämpft für seine Uni“ in allen erdenklichen Sprachen und Schriftzeichen. Ebenfalls auf dem Fest war Prof. Hilgenfeld, der die Fahrkarten für seinen Zug verkaufte und kräftig die Werbetrommel rührte. Insgesamt war der Abend entspannt. Auf der Hüpfburg konnten alle wieder zum Kind werden und auch wer nicht hüpfte, fand nette Gesellschaft. Der Abend endete mit der Openair-Vorführung von „13 Semester“. Ein schöner und gelungener Abend und Grund genug, weiter für eine Uni zu kämpfen, in der man auf so persönlicher Ebene beisammen sein kann.

Etwas untergegangen war am Donnerstag der halbjährliche Bildungsstreik – auch wenn dieser in anderer Form in Lübeck derzeit an allen Ecken und Enden tobt. Julien Beck vom AStA war dem Ruf der Flensburger Studierendenschaft gefolgt, die zu einer Vollversammlung geladen hatten. Er überbrachte Grußworte und bekam unverhofft hohen Besuch. Nebenan war ein Richtfest, auf dem Jost de Jager geladen war. Dieser profilierte sich demnächst wieder mit dem standardisierten Politiker-Geplänkel, ehe im Rohbau des (30 Millionen Euro teuren) Gebäudes das Mikrophon an Julien gereicht wurde. In einer – zumindest von den Studenten – umjubelten Ansprache konnte Julien de Jager mit unseren Vorwürfen konfrontieren, fand aber wenig Gegenliebe und leider wahrscheinlich auch nicht das erhoffte Gehör.

Am Freitag waren sie endlich da: Die begehrten T-Shirts in honey-yellow, die das gelbe Stadtbild nur noch komplettieren konnten. Und ein einzelnes Shirt, dessen Träger ein Mittagessen in der Mensa einnehmen wollte, reichte aus, um den Run auf das AStA-Büro zu eröffnen. Kurzerhand wurden die Kisten mit dem begehrten Inhalt auf dem Hof ausgebreitet, wo man probieren und aussuchen konnte, ehe man zum Bezahlen ins Gebäude musste. Jeder Käufer bekam eine farblich abgestimmte Trillerpfeife geschenkt, was oft zu großer Freude und (nicht immer lieblichen) Pfeifkonzerten führte.

Gerade noch rechtzeitig kamen einige Shirts am ZOB an, wo Busse auf Passagiere nach Kiel warteten. Dorthin hatten Bürgermeister Bernd Saxe und die Bürgerschaft geladen, um eine öffentliche Sitzung direkt vor dem Landeshaus abzuhalten. Alle Fraktionen der Bürgerschaft, Bürgermeister Saxe und Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer äußerten einhellig, wie wichtig es für die Stadt und Region Lübeck sei, dass die Universität erhalten bleibt. Unterbrochen wurde die Sitzung von einem als Tod verkleideten Zuhörer, der zwischen Bühne und Auditorium rannte und unter lautem Jubel der Umstehenden von Trägern gelber Shirts niedergerungen wurde. Generell ernteten die Redner viel Applaus, so auch Saxe, der von einem Kamingespräch mit Carstensen berichtete, in dem er dem Ministerpräsidenten bereits gesagt habe, wenn die Regierung eine Hand an die Uni lege, werde die ganze Stadt aufstehen, wie ein Mann oder eine Frau. Die Sitzung gipfelte darin, dass die Bürgerschaft einstimmig einem Appell zustimmte, der die Regierung noch einmal zum Umdenken aufrütteln sollte.

Außerdem wurde im Laufe des Tages das Vorprogramm der Demo bekannt gegeben. Da so viele Menschen nach Kiel gebracht werden müssen, hatte sich das Orga-Team schon früh darauf verständigt, dass es ab 10 Uhr ein Unterhaltungsprogramm für die ersten vor Ort geben müsse. Dieses besteht nun aus der Percussion-Gruppe der Thomas-Mann-Schule, einem Ensemble des Lübecker Theaters, sowie DJ und Rockbands. Es lohnt sich also allemal, früher zu fahren!

Am Wochenende zunächst das gleiche Bild wie an den Tagen zuvor. Nach wie vor war der AStA Anlaufstelle Nummer eins, was den Kauf von Demo-Schmuck und das Abholen von Postern und Flyern anging. Auch in der Innenstadt war wieder ein Infostand aufgebaut, in dem noch einmal die Bürger der Stadt zum Mitfahren zur Demo animiert werden sollten – kurz Entschlossene konnten auch gleich eine Fahrkarte für den Zug kaufen.

Zur gleichen Zeit fand in Hamburg die Mitgliederversammlung der Bundesvertretung der Medizinstudenten in Deutschland (bvmd) statt. Dort wurde ein Positionspapier zur geplanten Schließung der Universität ausgearbeitet, das die Entscheidung der Regierung aufs Schärfste kritisierte. Am Ende fanden sich alle zu einem Foto zusammen – ganz in gelb und alle kämpfen mit!

Eine kleine Neuerung gab es noch am Sonntagabend, als Präsident Dominiak die Presseerklärung eines Treffens in Bargteheide veröffentlichte, bei dem außer ihm noch Carstensen, de Jager, Wiegard, Grundei und Saxe teilgenommen hatten. Der Bericht war weitgehend unkommentiert, lediglich eine gewisse Zuversicht auf weitere Verhandlungen lies Dominiak durchscheinen.

Diese Zuversicht muss jetzt nur noch in die nächste Woche gerettet werden, denn dann gilt es: Das gelbe Lübeck muss ins schwarz-gelbe Kiel und Fakten schaffen!

Lübeck kämpft: Die ersten Wochen from Lukas Ruge on Vimeo.

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http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/14/woche-3-%e2%80%93-kampfen-lubeck-kampfen/feed/ 5
Bürgerschaftssitzung in Kiel http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/08/burgerschaftssitzung-in-kiel/ http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/08/burgerschaftssitzung-in-kiel/#comments Tue, 08 Jun 2010 09:18:48 +0000 Susanne http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/?p=1354 weiterlesen...]]> Wie von Bürgermeister Bernd Saxe bereits angekündigt, wird die nächste Bürgerschaftssitzung in der Landeshauptstadt in Kiel stattfinden. Um das Ganze gelb zu unterlegen, sollen möglichst viele Studenten mit nach Kiel reisen. Treffpunkt ist am Freitag, den 11. Juni m 9.45 Uhr am Lübecker ZOB. Die Busse werden gestellt und sind bereits bezahlt. Die Sondersitzung findet ab 12:00 Uhr direkt vor dem Landeshaus in Kiel statt. Die Rückfahrt in Kiel ist auf etwa 14 Uhr angesetzt.

Es wird gebeten, dass sich die Interessenten vorab auf Listen einzutragen, um ausreichende Transportmittel zu gewährleisten. Die Listen liegen ab Dienstag um 12 Uhr im AStA aus.

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Woche 2 – Lügner! Lügner! http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/06/woche-2-lugner-lugner/ http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/06/woche-2-lugner-lugner/#comments Sun, 06 Jun 2010 11:15:41 +0000 Susanne http://luebeckkaempft.asta.uni-luebeck.de/wordpress/?p=1006 weiterlesen...]]> Die erste Kampfwoche war vorüber. Der Kern der Kämpfer, bestehend aus Mitgliedern von AStA, StuPa und Fachschaften hatte sich auf dem Gremienwochenende zusammengetan, um die weiteren Schritte zu planen. Seither standen die Demoroute und einige Eckpunkte fest. Die Homepage wurde komplettiert und mit Inhalten gefüttert. Die Gruppe konnte sich fassen, die weiteren Schritte planen.

Wirklich entspannend war das Wochenende jedoch nicht, der Kampfgeist war aber ungebrochen und es konnte Kraft für die zweite Runde gesammelt werden. Ebenfalls Kraft gaben die Bekundungen, die die Kämpfer von überall erreichten. Bilder aus Wasserbahnen im Hansapark und die Solidarisierungsbekundungen aus Hamburg lösten große Freude aus, um nur einige Beispiele zu nennen.

Die folgenden beiden Tage waren ruhiger. Oder besser gesagt: Die Ruhe vor dem Sturm. Für den Mittwoch war ein „Sternmarsch rückwärts“ geplant. In einer öffentlichkeitswirksamen Aktion sollte die „Operation Postwurf“ eingeläutet werden. Zu diesem Zweck mussten Flyer gedruckt, gefaltet und geschnitten werden. In der Zwischenzeit trudelten auch riesige Pakete mit Postern ein. Nebenher wurde ein Plan für die Beschaffung von Merchandise-Artikeln für die Demo aufgestellt: Preise für Shirts, Trillerpfeifen, Regenschutz und ähnliches wurden verglichen, die besten Angebote rausgesucht und bestellt.

Am Mittwoch startete dann der Sternmarsch in der Innenstadt. Bereits am frühen Nachmittag befanden sich einige Studenten in der Fußgängerzone und informierten die Passanten. Eine große
Menge an Leuten fand sich später auf dem Rathausmarkt ein, wo der Sternlauf in umgekehrter Reihenfolge startete. Hilfswillige bekamen einen Packen Flyer in die Hand und einen Laufplan.
Ziel war es, dass jeder Haushalt auf der Altstadtinsel mit Informationen versorgt ist. Dabei wurden über 10000 Flyer an den Mann gebracht – ein großer Dank an die überragende Leistung der
Kämpfer! Gleichzeitig war die Aktion der Startschuss für eine flächendeckende Versorgung des ganzen Stadtgebiets. Seither hängt im AStA-Gebäude ein Stadtplan, auf dem eingezeichnet ist, in
welchen Straßen bereits der Postwurf erfolgt ist. Für die Straßen, die noch nicht versorgt sind, können noch Flyer mitgenommen werden.

Auch die Professoren und Dozenten wurden wieder aktiver. Der Präsident der Uni rief am Mittwoch den Dies academicus für den 16. Juni aus. Wer also zum Demonstrieren nach Kiel fahren will, muss keine Vorlesungen und Kurse schwänzen: Der Tag ist offiziell frei. Außerdem veröffentlichte das Präsidium die mehrfach nachgefragten Unterschriftenlisten, die auf dem Campus und mittlerweile auch schon in der Innenstadt rege Verbreitung gefunden haben. Im AStA stapeln sich bereits die ausgefüllten Blätter, wer noch weitere gesammelt hat, darf diese fern dort abgeben.

Währenddessen handelten die Dozenten der Vorklinik frei nach dem Motto: Wenn Schleswig-Holstein uns nicht haben will, fahren wir eben ins Exil. So verlegten die Professoren Hilgenfeld (Biochemie) und de Wit (Physiologie) ihre Vorlesungen nach Schönberg in Mecklenburg-Vorpommern. Dort sprach sich nicht nur der Bürgermeister der Stadt für die Lübecker Uni und gegen die Schleswig-Holsteinische Bildungspolitik aus, auch die Dozenten hatten die eigentlichen Vorlesungen leicht abgewandelt. So verglich de Wit die aktuelle Situation mit dem menschlichen Körper: Wenn wichtige Organe, wie das Hirn – der Standort Lübeck – nicht ausreichend versorgt sind, so muss das Herz – die Kämpfer für Lübeck – einfach mehr Druck erzeugen. Dies war auch die Botschaft, die das Auditorium nach einem von der Stadt Schönberg zur Verfügung gestellten Mittagessen mit nach Hause nehmen konnte.

Der Donnerstag sollte der wohl brisanteste Tag der Woche werden. Zunächst lief alles wie gewohnt: Die Helfer holten Flyer ab, das Telefon stand nicht still und außerdem erreichte uns ein Statement der Chefärzte der sechs akademischen Lehrkrankenhäuser, die zur Ausbildung der Medizinstudenten wesentlich beitragen. Dr. Martin Willkomm (Krankenhaus Rotes Kreuz, Lübeck), Dr. Thomas Lenk (Timmendorfer Strand), Dr. Roland Preuss, (Ratzeburg), Prof. Doris Bädge (Neustadt), Prof. Peter Zabel (Borstel) und PD Matthias Bahr (SANA, Lübeck) lehnten die Pläne der Landesregierung strikt ab und wiesen noch einmal vehement darauf hin, wie wichtig die medizinische Ausbildung für die gesundheitliche Versorgung und die Wirtschaftlichkeit einer ganzen Region ist.

Gegen Mittag erreichte die Kämpfer ein höchst interessantes Blatt per Email. Es waren 4 der 1500 Seiten aus der Entscheidungsgrundlage der HSK. Zwar fehlten davon 1496, die übrigen vier sollten die Lage aber erheblich verändern. Minutiös aufgelistet stand dort, welche Möglichkeiten es gibt, an den medizinischen Fakultäten zu sparen. Lübeck schließen? Kiel schließen? Die Lübecker Vorklinik nach Kiel verlagern? Oder an beiden Unis gleichermaßen einsparen? Die Entscheidung war offensichtlich leicht gefallen: Lübeck schließen sei lukrativer, da das Klinikum schwarze Zahlen schreibe und weniger sanierungsbedürftig sei – und somit leichter zu veräußern. Auf die anderen Möglichkeiten wurde da schon fast gar nicht mehr eingegangen. Brisant war die letzte Spalte der  tabellarischen Auflistung: die Risiken. Detailliert standen dort sämtliche Argumente, die die Lübecker Kämpfer seit zwei Wochen hoch und runter beten: Die Fächer der Uni sind eng verknüpft, die  ganze Uni müsste geschlossen werden, Fraunhofer wird nicht kommen, Arbeitsplätze der gesamten Region sind gefährdet, es stehen doppelte Abitursjahrgänge vor der Tür und so weiter. Der Schock  saß tief. Während bisher davon ausgegangen wurde, die Regierung hätte sich einfach dilettantisch schlecht informiert, war jetzt klar, dass es ein ganz gezielter Schlag gegen die Universität und die Stadt war. Während noch die Presseabteilung der FDP-Landtagsfraktion damit lockte, wenn wir diese Informationen nicht veröffentlichen, bekämen wir innerhalb von zwei Wochen noch weitere, war klar: Das mussten alle erfahren! Es ging schon an die Nachtstunden, als endlich sämtliche Aussagen der obersten Politiker gesammelt waren, die zu einem Zeitpunkt gemacht wurden, da das Papier definitiv schon vorlag. Der Beweis, dass systematisch gelogen wurde. Waren vor einer Woche vor dem Scandic Hotel die „Lügner! Lügner!“-Rufe noch rein emotional, wurden sie nun zur traurigen Wahrheit. Mitten in der Nacht wurden die gesammelten Argumente nicht nur auf die Homepage gestellt, es ging gleichzeitig eine Mail an alle regionalen und überregionalen Zeitungen sowie diverse Presseagenturen. Der Text beinhaltete die Forderung auf Rücktritt der Regierung. Welche Kreise das ziehen könnte, wusste niemand.

Am Freitag begann also das Warten, auf die Reaktionen der Presse. Die Studenten und Bürger Lübecks hatten schnell Wind von der Sache bekommen und unzählige wütende Kommentare standen bald unter dem Artikel. Der Andrang auf der Seite war unglaublich groß, als der Server vom Netz ging. War es die Überbelastung? Oder ein Hack-Angriff? Die EDV arbeitete schnell und bald konnten wieder alle auf die Homepage und auf die für die Koordination so wichtigen Mail-Verteiler zugreifen. Langsam regte sich dann auch das Interesse der Presse, das Telefon klingelte wieder im Minutentakt und der Pressespiegel begann sich zu füllen.

Dennoch sollte es für die Kämpfer ein etwas entspannterer Tag werden: Auf dem Sommerfest der FH, war eine kleine Abordnung als Mannschaft für den Menschenkicker gemeldet worden.
Ein erster Aufmarsch in gelb, denn in der Zwischenzeit waren einige wenige Probeexemplare der bestellten Shirts mit dem Aufdruck „Lübeck kämpft für seine Uni“ angekommen (die eigentliche Lieferung wird Anfang nächster Woche erwartet, der Verkauf beginnt am Mittwoch beim Transparente-Workshop vor dem Audimax). Mit einem Unentschieden und zwei überragenden
Siegen konnte das Kämpfer-Team den Einzug ins Halbfinale feiern, wo allerdings eine knappe Niederlage gegen den AStA der FH folgte. Davon aber unbeeindruckt wurde im kleinen Finale noch der 3. Platz erreicht und gebührend gefeiert.

Doch auch die restlichen Kämpfer waren in dieser Zeit nicht untätig: Da immer wieder vereinzelte Klagen laut geworden waren, dass wild oder unbefugt plakatiert worden sei, wurde ein Leitfaden für Plakatierer erstellt. Dieser steht nun auf der Homepage bereit und liegt auch im AStA aus. Wir freuen uns zwar über jedes Fleckchen gelb, das neu in der Stadt auftaucht, dennoch bitten wir alle, sich an die Regeln zu halten!

Erfreulicher waren da noch die nach wie vor unzähligen Bekundungen und Aktionen aus allen Bevölkerungsteilen: Das Forschungszentrum in Borstel lobte die Arbeit der Kämpfer und rügte die Regierung für ihre Pläne. Prof. de Wit begann die nächste Exilvorlesung zu planen: Am Montag geht es nach Berlin. Und die größte Freude an diesem Tag bescherte uns Niederegger: Im Schaufenster des Haupthauses an der Breiten Straße war ein Buch aus mehreren Kilo massivem Marzipan aufgebaut. Die rechte Seite komplett in gelb mit schwarzen Lettern „Lübeck kämpft für seine Uni“, die linke Seite mit dem geschwungenen Schriftzug „Ein Herz für die Universität zu Lübeck“. Dies ist nicht nur eine wortwörtlich süße Überraschung, es ist gleichzeitig das erste Mal in der 200-jährigen Firmengeschichte von Niederegger, dass sich das Unternehmen politisch äußert und eine klare Stellung bezieht.

Abends erschienen die ersten Pressestimmen, die sich mit Minister Jost de Jager auseinandergesetzt hatten. Natürlich war keine Reue zu erwarten gewesen und der Kurs des Wissenschaftsministers war der gleiche: So lange er im Amt ist, werde die Abwicklung der medizinischen Fakultät in Lübeck weiter vorangetrieben. Sämtliche im internen Papier aufgelisteten Risiken seien Worst-Case-Szenarien und als eher unwahrscheinlich einzuschätzen, hieß es nur.

Der Kampf musste also weitergehen, bekam am Samstag aber göttlichen Beistand: Pastor Thomas Baltrock eröffnete den Kämpfern die Möglichkeit, die Kirchenbesucher der St. Aegidien-Gemeinde über die Situation zu informieren und Flyer und Plakate zu verteilen. Außerdem übte er in seiner Predigt harsche Kritik an den Politikern und forderte die Gemeinde auf, von der göttlichen Gabe der freien Meinungsäußerung gebrauch zu machen und gegen die Pläne der Regierung weiter anzukämpfen.

Seit Samstag ist übrigens das Universitätsklinikum in ein knalliges Gelb getaucht. Jeder freie Platz an Pfosten, Säulen, Wänden und Balustraden ist bestückt mit unseren Plakaten. Der Dank gilt hier
den fleißigen Aufhängern genauso wie allen anderen, die in dieser zweiten Woche mitgewirkt haben. Wir sind auf dem richtigen Weg und müssen nun dran bleiben! Weiter so!

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Kampf mit göttlichem Beistand http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/05/965/ http://www.luebeck-kaempft.de/wordpress/index.php/2010/06/05/965/#comments Sat, 05 Jun 2010 21:32:57 +0000 Susanne http://luebeckkaempft.asta.uni-luebeck.de/wordpress/?p=965 weiterlesen...]]> Von Jens Lengeling
Am Samstagabend bekamen wir von der Aktion “Lübeck Kämpft für seine UNI” die Möglichkeit, in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Aegidien in der Lübecker Innenstadt vor und nach dem abendlichen Gottesdienst gegenüber den Kirchenbesuchen unsere Meinung und Interessen zu vertreten. Diese Möglichkeit haben wir Pastor Thomas Baltrock zu verdanken, der an diesem Abend den Gottesdienst in dieser Kirche hielt. Diese Gelegenheit ließen wir uns nicht nehmen und konnten mit zehn Studenten aufwarten. Zunächst wurden Poster und Flyer im Eingang der Kirche ausgelegt und bereits vor Beginn des Gottesdienstes erweckte unsere Präsenz das Interesse der Besucher des Gottesdienstes, die sich mit Postern und Flyern eindecken wollten.

Es folgte ein Gottesdienst, in dem Pastor Baltrock schon vorweg die versammelte Gemeinde auf die Anwesenheit der Studierenden der Universität zu Lübeck hinwies. Als Höhepunkt des Gottesdienstes stellte sich die Predigt heraus, in der der Pastor auf aktuelle brisante Themen einging, vor allem aber die politische Entwicklung um die Schließung der Universität wurde skizziert. Mit “Du sollst nicht lügen”, zitierte der Geistliche aus der Bibel und verwies auf den wachsenden Missbrauch von Vertrauen seitens der Politiker gegenüber den Bürgern. Unmissverständlich assoziierte es dies mit den aktuellen Ereignissen um die Schließung der Universität zu Lübeck. Weiter wies er auf den Ursprung der evangelischen beziehungsweise PROTESTANTISCHEN Kirche hin, die auch aus dem Widerstand gegen eine vermeintliche Übermacht entstanden ist und sich ebenfalls durchsetzen konnte. Weiter wurde auf eine göttliche Gabe verwiesen, die jeder Mensch inne habe: Die Möglichkeit, frei seine Meinung äußern zu können. “Und davon sollte man Gebrauch machen!”, schloss Pastor Baltrock, und verglich dies zum Abschluss mit den Lemmingen, die alles mit sich machen ließen, ohne zu protestieren.

Im Anschluss herrschte großer Andrang seitens der Gläubigen an den Unterschriftenlisten und den ausgelegten Flyern und Postern. Wollte doch einjeder von seiner “göttlichen Gabe” der Meinungsäußerung Gebrauch machen und den Protest gegen die Schließung der Universität aus der Kirche in die Welt tragen.

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