Denn neben den „klassischen“ Formen der politischen Versammlung, von denen wir ja reichlich Gebrauch gemacht haben, gab es hin und wieder auch andere Aktionsformen im Rahmen des zivilen Ungehorsams.

So auch nach dem Sternmarsch zum Markt, am 01. Juli. Schon im Vorfeld gab es zahlreiche Studenten, Mitarbeiter und Professoren, die den arroganten und unverantwortlichen Kürzungsplänen der Landesregierung auch physisch ihren Widerstand entgegen setzen wollten. Besonders vor dem Hintergrund, dass Jost de Jager eine Woche zuvor, nach der Personalversammlung und dem Gespräch mit den Studierenden, einfach so davon brausen konnte, ohne durch unser Protest-Spalier fahren zu müssen. Dies sollte nach der Diskussion in St. Petri nicht einfach möglich sein.

Es reifte also der Plan, sich bereits vor dem Ende der Veranstaltung zu friedlichen Sitzblockaden an den möglichen Ausfallstraßen zusammen zu finden. Nach dem Prinzip „Drei Leute, drei Ecken“, wurden Blockadepunkte festgelegt und Menschen zusammen getrommelt. Auch an Radios war gedacht, schließlich wollte man sich nebenbei noch gehörig über die hilflosen Ausflüchte einer Cordula Andresen und die Unverfrorenheit eines Wolfgang Kubicki ärgern.

Vor Ort gestaltete sich die Sache dann etwas schwieriger: Die potentiellen Blockierer namens mit der Pünktlichkeit nicht so genau und die Polizei hatte eine Menge Kräfte zusammen gezogen. Durch konsequentes Täuschen und Tarnen gelang es dann aber doch einer Gruppe von ca. 30 Personen sich auf dem Kopfsteinpflaster der „Kleine Kiesau“, direkt hinter der Kirche, niederzulassen. Der harte Kern wurde dabei von zahlreichen Mikrobiologen gebildet, so dass man das Gefühl bekam, Blockade-Erfahrung wäre ein entscheidendes Einstellungskriterium am entsprechenden Institut. Es galt der Leitsatz, bei Schädlingen führt nur die richtige Strategie zur suffizienten Therapie. Da sich die „Erreger“ aus der Regierung nicht ausreichend sensibel für die bisherigen Mittel zeigten, sattelte man nun also auf breiter angelegte Antibiotika um, auf das auch die bisher Resistenten endlich den Rückzug antreten.

Mit der Gemütlichkeit war es allerdings sehr schnell vorbei. Die auch anwesende Ost-Holsteiner Bereitschaftspolizei begann umgehend und mit den Worten, die Uni sei ja eh gerettet, was man denn noch wolle, die Räumung. Dabei ging es teilweise äußerst brutal zu, Menschen wurden einfach auf andere geworfen, die sich bereits hinter der Absperrung befanden. Köpfe wurden nach hinten gedrückt, Arme verdreht.

Trotzdem ging von Seite der Blockadeteilnehmer keinerlei Gewalt aus. Stattdessen ordnete man sich hinter der Absperrung neu, zückten die Trillerpfeifen und Vuvuzelas und machte den Politikern die Abfahrt zur Hölle.

Erfreulicher Weise befanden sich im Verlauf der Strecke weitere Blockaden, so dass die „Gäste“ in ihren dunklen Limousinen noch einige Vollbremsungen und Schrecksekunden erdulden mussten. Teilweise rannten die eben geräumten Menschen einfach wieder am Auto vorbei und setzten sich erneut davor. Die Polizei war deutlich überfordert, schaffte es aber irgendwann doch, die Wagen soweit abzuschirmen, dass sie sich davon machen konnten. Uns soll’s nur recht sein, schließlich wollen wir die beiden ja nicht ernsthaft auf Dauer in Lübeck erdulden müssen.

“Wir danken alle jenen, die mit ihrer Person für die Uni Lübeck einstehen und unsere zurückliegenden Aktionen solidarisch und engagiert begleitet haben”, so Linda Krause, Vorsitzende des AStA, “allerdings glauben wir erst an den Erfolg, wenn uns entsprechende Beschlüsse der Landesregierung schwarz auf weiß vorliegen.”

“Die Studienplätze müssen den mündlichen Zusagen entsprechend in vollem Umfang erhalten werden.”, ergänzt Georg Engelbart, AStA Referent für Politik, und verdeutlicht: “Hierbei ist entscheidend, dass auch der Landeszuschuss für Forschung und Lehre in voller Höhe gesichert ist.”

Für einigen Ärger sorgte allerdings der von Herrn Carstensen verlesene Brief des Lübecker Uni Präsidenten Peter Dominiak. In diesem bedankt letzterer sich im Namen der Universität für das “Verhandlungsgeschick” des Ministerpräsidenten. Dazu Georg Engelbart: “Vor dem Hintergrund der vorausgegangenen Rede von Herrn Martinetz, der deutliche Worte für das inakzeptable Vorgehen der Regierung fand, ist die Aussage von Herrn Dominiak geradezu zynisch. Nicht die Fähigkeiten von Herrn Carstensen oder Herrn de Jager haben zum Erhalt der Uni beigetragen, vielmehr hat Bundesforschungsministerin Schavan der unter massiven öffentlichen Druck stehenden Landesregierung den Hals gerettet.”

“Wir haben kein Verständnis für die warmen Dankesworte an die Adresse der Staatskanzlei. Das erwartet man vielleicht von der CDU-Fraktion, nicht aber vom Präsidenten der betroffenen Universität. In dieser Form ist der Brief vor allem enttäuschend, ärgerlich und unnötig”, kritisiert Engelbart.

Es ist ganz im Gegenteil an der Politik wieder ein gutes Arbeitsverhältnis zur Universität zu schaffen. Der AStA teilt in diesem Punkt die Meinung des Wissenschaftsministers a.D. Werner Marnette, der in seinem offenen Brief vom 11.07.10 eine Entschuldigung von Seiten der Landesregierung einforderte.

Brief des Präsidenten der Universität zu Lübeck an MP Peter-Harry Carstensen: pdf

Wohin also mit diesem Ärger und mit den Bergen von Unterschriftenlisten, die für den Erhalt der Uni Lübeck gesammelt wurden? Wenn die Herren im Landeshaus denken für würden beides einfach hier in Lübeck lassen, haben sie sich geschnitten. Die Unterschriften werden wie geplant übergeben um ihnen zu zeigen welche Menschenmassen sich in Stadt und Land gegen solch unverantwortliche und idiotische Sparvorhaben stellen.

Wir wollen ihnen ihre pervers anmutende Selbstbeweihräucherung madig machen und unseren von so vielen unterschiedlichen Menschen getragenen Protest nochmal ordentlich feiern! Wenn Peter-Harry Carstensen denkt er könnte jetzt mit einem siegesgewissen Lächeln vor diejenigen treten, die seine Politik wochenlang erfolgreich bekämpft haben und den Festredner miemen, täuscht er sich.

Deshalb geht es am Dienstag den 13.07. nach Kiel zur entscheidenden Kabinettssitzung. Es stehen 200 Plätze in den Bussen bereit.

Treffen: 7:45 Uhr am ZOB Lübeck (Abfahrt 8:00 Uhr)

Wir werden voraussichtlich um 12:30 wieder in Lübeck eintreffen.

Die Anmeldung für die Busse erfolgt durch einen kurzen Kommentar unter diesem Artikel oder einfach vorbei kommen!

Lasst die Klausurenphase noch einmal kurz links liegen und kommt mit nach Kiel!

Am 10.07. hat die Hüxstraße ihr Fest unter obiges Motto gestellt und zu diesem Anlass schon ein buntes Programm organisiert. Alle an der Uni sind nun aufgerufen, an dieser Aktion tatkräftig zu helfen, aber auch mitzufeiern. Von allen Gruppen  (Professoren, Dozenten, Studierenden und Nichtwissenschaftlern) werden an diesem Tag Unterstützer und Mitarbeiter benötigt.

Es wird über das Fest verteilt mehrere Infotische geben. Damit diese Tische auch mit einem bunten Querschnitt der Uni-Angehörigen besetzt sind, wäre es toll wenn sich Menschen aus allen der oben genannten Bereiche bereit erklären würden hier mitzuarbeiten.

Damit auch der Raum dazwischen gefüllt wird brauchen wir im Zeitraum von 11:00-20:00 noch ein paar MitstreiterInnen, die es sich einfach auf dem Fest gut gehen lassen und quasi als „wandelnde Litfasssäulen“ fungieren.

Außerdem werden in den Zeiten ab etwa 9.30 bis 11.00 Uhr und 20 -21.30 Uhr werden für den die Transporte und den Auf- und Abbau ein paar Personen benötigt.

Zwischenzeitlich soll natürlich soll jede/r auch das Fest besuchen und genießen können.

Eine jede, ein jeder möge sich bei Herrn Busch per E-mail melden und sein mögliches Zeitfenster für den Einsatz nennen: busch@anat.uni-luebeck.de

Der Einsatzplan wird am Donnerstag, spätestens Freitag im Laufe des Vormittags per Mail versendet.

Die Versammlung findet von 13:00-16:00 im Audimax statt und ist nicht öffentlich. Zugang haben aber alle Menschen die in irgendeiner Form bei Uni oder UKSH beschäftigt sind, also auch Extrawachen und HiWis. Natürlich ist es zweckmäßig, wenn Herr de Jager die Möglichkeit gegeben wird, sich drinnen den Fragen der Anwesenden zu stellen. Es macht daher keinen Sinn seine Anfahrt zu blockieren.

Alle Interessierten, die nicht an der Personalversammlung direkt teilnehmen können, bitten wir daher erst um 13:30 (Achtung: de Jager hat sich eine Stunde eher angekündigt) am Audimax zu erscheinen. Für eine Übertragung der Geschehnisse nach draußen und ins Z1/Z2/Z3 ist gesorgt.

Seid laut und spielt fair, dann gibt es nach unserem erfolgreichen Auswärtssieg in Kiel auch hoffentlich ein Heimspiel in St. Petri nächsten Monat.

Zitat de Jager (16.6. nach der Demo): “Es ist auch ein Stück Herausforderung, sportliche Herausforderung. In sofern hat es meine Entschlossenheit überhaupt nicht verändert.”

Es darf zwar nicht offiziell Schulfrei gegeben werden, aber Schülern die den Unterricht verlassen um sich an den Protesten zu beteiligen werden nicht als fehlend eingetragen. Es gibt also keinen Grund mehr in Lübeck zu versauern während in Kiel Geschichte geschrieben wird.

Also kommt nach Kiel und unterstützt die Proteste gegen das ungerechte Sparen an der Bildung, mobilisiert eure Freunde und Eltern!

Anlagen:

• Katharineum zu Lübeck:
  Solidaritätsschreiben des Oberstudiendirektors und Protestschreiben des Schulelternbeirats