Pressemitteilung des wissenschaftlichen Personalrats der Universität zu Lübeck zu den Äußerungen von Wissenschaftsminister de Jager auf der Personalversammlung des UKSH/Lübeck und der Universität zu Lübeck
23. Juni 2010 | Von PrW | Kategorie: Stellungnahmen | Letzte Änderung: 23. Juni 2010 um 09:48 UhrDie heutige Fragestunde mit Wissenschaftsminister Jost de Jager enttäuschte auf ganzer Linie. In der ihm gewährten Redezeit von zwanzig Minuten wiederholte er lediglich die altbekannten Positionen der Landesregierung zur Schließung des Studiengangs Medizin an der Universität zu Lübeck, mit angeblicher Stärkung der restlichen Studiengänge inkl. der Medizintechnik in Lübeck. Für dieses Konzept gäbe es keine Alternativen, da alle anderen Vorschläge schon mehrfach diskutiert und verworfen worden seien. Allerdings blieb er wieder jegliche Erklärung schuldig, wie er sich die Stärkung der verbleibenden Studiengänge, Molecular Life Science (MLS), Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften (MML), Informatik und den Medizinischen Ingenieurswissenschaften (MIW) ohne die Medizin vorstellt.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass keine belastbaren Zahlen zu dem geplanten Sparprogramm und keine Risikoabschätzung über die Folgen für die Universität, die Region Lübeck und ganz Schleswig-Holstein existieren. Auf die Frage, wie er die hieraus resultierenden Sorgen der Mitarbeiter, der Stadt Lübeck und medizintechniknaher Firmen einschätze, antwortete Herr de Jager: “Es wird schon nicht so schlimm kommen” und “Man kann die Probleme dann Stück für Stück abarbeiten.”
Obwohl der Bund mehr Medizinstudienplätze anstrebt und die Medizin als ein Wirtschaftsmotor angesehen wird, ist die Hochschulmedizin in Schleswig-Holstein laut Minister de Jager zu exzellent und zu teuer. Die Exzellenzförderung des Bundes erfordert auch einen finanziellen Anteil des Bundeslandes und das Konsolidierungsland Schleswig-Holstein habe nach Auffassung von Herrn de Jager “zu viel Exzellenz”, die es sich nicht leisten könne.
Das Festhalten an den Plänen zur Schließung des Studienganges Medizin, ohne Qualität und Argumente sprechen zu lassen, oder den Rat von Experten einzuholen, ist nicht nachvollziehbar. Unserer Meinung nach will hier jemand mit dem Kopf durch die Wand, um fiktive Ziele durchzusetzen. Die gezeigte Uneinsichtigkeit und Unbelehrbarkeit schaden schon jetzt dem Ruf der Universität und nehmen ihren Mitarbeitern und Bewerbern Planungssicherheit und Perspektiven für ihre Forschung. Hier haben es entscheidungsberechtigte, gewählte Staatsdiener scheinbar versäumt, ihre Hausaufgaben zu erledigen. Dies zeigt auch die Antwort des Ministers auf die Frage, inwieweit an der Universität weiterhin beschäftigte Forscher einklagbare Medizinstudienplätze nach sich ziehen könnten: “Das ist in der Tat eine Fragestellung, die man hat….”
Wir kämpfen weiter für unsere Universität zu Lübeck mit allen ihren Studiengängen!
Der wissenschaftliche Personalrat (PrW) der Universität zu Lübeck.
An wen ging diese Stellungnahme? Nur Uni-intern oder z.B. auch an die Medien?
erscheint morgen in den LN