Aktion Luftpost

24. Juni 2010 | Von Lukas Ruge | Kategorie: Berichte, Demo | Letzte Änderung: 24. Juni 2010 um 19:22 Uhr

von Christiane S., Evi W. und Julia H.

Im Institut für Rechtsmedizin gibt es seit Donnerstag, den 17. Juni 2010, einen neuen Bildschirmschoner: Ein strahlend blauer Himmel, in den unzählige leuchtend gelbe und lila Luftballons aufsteigen. Es sind nicht irgendwelche Ballons und es ist auch kein Zufall, dass sie seit diesem Tag den Bildschirm des Instituts schmücken. Das Foto zeigt einen Aspekt der Großdemo in Kiel, bei der am Tag zuvor 14 000 Menschen für den Erhalt der Uni Lübeck kämpften. Die „Aktion Luftpost“ war nur eine von vielen Initiativen, die geholfen haben, diesen Tag zu gestalten und für eine gute Stimmung zu sorgen.

Entstanden war die Idee zu einer Luftballon-Aktion im Kreise einiger Lübecker Stipendiaten der Begabtenförderungswerke. Ungefähr 50 Lübecker und Kieler Stipendiaten der Studienstiftung des deutschen Volkes, des Evangelischen Studienwerks Villigst, des Cusanuswerks, der Heinrich-Böll-Stiftung, der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Stiftung der deutschen Wirtschaft und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes folgten dem Aufruf, sich zusammenzuschließen, um eine gemeinsame Aktion für den Erhalt unserer Universität auf die Beine zu stellen. Die Resonanz war überwältigend! Frei nach dem Motto „Wer braucht denn schon noch Bücher, wenn einem die Uni genommen wird“ spendeten viele Stipendiaten großzügig ihr Büchergeld für die Aktion Luftpost. Doch es sollte noch besser kommen: In der Nacht vom 8. auf den 9. Juni erreichte uns eine freudige Botschaft von Studenten aus Kiel:„Wir würden uns euch gerne anschließen und lila Luftballons mit euren steigen lassen. Wäre das nicht ein tolles Zeichen der Zusammengehörigkeit unserer Standorte?“ Wir waren alle mehr als begeistert von der Idee und freuten uns riesig über die tatkräftige Unterstützung von den Studierenden der Universität Kiel.

Die Idee war geboren: Unter dem Motto „Luftpost für den Wissenschaftsminister“ wollten wir bei der Demonstration 1500 gelbe Luftballons vor dem Kieler Landtag in den Himmel steigen lassen – als Symbol für die durch die Sparpläne der Landesregierung bedrohten Medizinstudienplätze an der Universität zu Lübeck. Sie sollten von weiteren 1000 lila Luftballons der Kieler Studenten ergänzt werden, die für die restlichen 1000 Studienplätze der Universität zu Lübeck stehen sollten, die durch die Sparmaßnahmen ebenso gefährdet sind. Denn das Aus für den Medizinstudiengang würde gleichzeitig das Ende der gesamten Universität Lübeck bedeuten, die ohne die Medizin nicht überlebensfähig ist.

Nachdem wir gerade noch fristgerecht den Luftraum über dem Kieler Landtag bei der Deutschen Flugsicherung für uns reserviert hatten, die 1500 gelben Luftballons mit der Aufschrift „Lübeck kämpft für seine Uni“ in den Druck gegeben und Bänder mit Verschlüssen bestellt hatten, wurden die Postkarten an unseren Herrn Wissenschaftsminister gestaltet, gedruckt, gelocht und verknotet. Die Postkarten wurden mit der Bitte versehen, diese frankiert an den Wissenschaftsminister zu schicken, der in den nächsten Wochen immer von neuem unsere Botschaft im Briefkasten finden sollte. Sie ist kurz und doch so essenziell und einleuchtend: „Wer an der Bildung spart, wird in der Zukunft verarmen.“ Doch wie viele Liter Helium passen eigentlich in einen Luftballon? Vielleicht vier oder fünf Liter? Gut, dass wir noch einmal nachgerechnet hatten: V=4/3*π*r3=17,16 Liter bei einem Radius von 16 cm. Wirklich 17 Liter? Ganz gleich, wie oft wir die Rechnung wiederholten, das Ergebnis blieb das gleiche: 20 000 Liter Gas benötigten wir für unsere Aktion!

Der große Tag, dem wir alle entgegen gefiebert hatten, war gekommen. Tagelang hatten wir den Wetterbericht verfolgt. Zum Glück meinte es das Wetter gut mit uns. Die Windrichtung Nordost gab Grund zum Optimismus. Alles war genau getimt: Drei Stunden für 1500 Luftballons. Also, 12 Sekunden pro Ballon – ohne Pause! Dank der vielen helfenden Hände und der großartigen Teamarbeit haben wir die Herausforderung wunderbar meistern können.

Offensichtlich fühlten nicht nur wir uns an vergangene Kindertage erinnert. Die Faszination dieser fliegenden Luftballons ließ sich auch an den Gesichtern der Kinder, Schüler, Studenten, Professoren und Bürger ablesen. Wir hätten auch gut und gern die doppelte Menge an Luftballons verteilen können, so groß war die Nachfrage. Schon bald waren um uns herum nur noch Luftballons zu sehen. Die Begeisterung war groß, als sich unsere gelben Luftballons am Schlossgarten schließlich mit den lila Luftballons der Kieler Studenten vereinten.

Nach dem Countdown am Kieler Landtag wurden die 2500 gelben und lila Luftballons gemeinsam in den Himmel gelassen. Sie sollten unsere Botschaft in das ganze Land tragen. Denn die Pläne der Landesregierung gefährden nicht nur die Universität zu Lübeck existenziell, sondern stellen durch ihren negativen Modellcharakter eine Bedrohung für die gesamte Bildungslandschaft Deutschlands dar.

Unsere Luftpost erreichte ihren Adressaten – Herrn Wissenschaftsminister Jost de Jager – auf direktem Weg. Ob er wohl die Botschaft verstanden hat? (siehe Schlussteil des Videos: http://www.shz.de/video.html?bcpid=1909243271&bclid=1704093149&bctid=96653946001)

Einige der Luftballons haben sich zu unserer Freude in dem Geäst der Bäume vor dem Landtag verfangen. Nun hängen sie dort als Mahnmal vor dem Kieler Landtag, um den Ministerpräsidenten samt den Abgeordneten des Landtags jeden Tag aufs Neue daran zu erinnern: „Wer an der Bildung spart, wird in der Zukunft verarmen“. Hoffen wir, dass nicht nur die Bäume vor dem Landtag Früchte tragen, sondern auch unsere Argumente auf fruchtbaren Boden treffen und die Vernunft endlich siegt im Kampf für die Universität zu Lübeck!

3 Kommentare
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  1. Eine wunderschöne Aktion, vielen Dank nochmals an die Ideengeber und alle Mithelfenden. Ich fand, das hat der Demo eine sehr schöne und gute weitere Aktion zur Seite gestellt. Und der Artikel dazu ist auch sehr schön geschrieben.

  2. Schöner Artikel, schöne Bilder! Ich habe eine Karte auch schon abgeschickt :)

  3. Das war echt eine sehr schöne Idee. Am besten gefällt mir das vorletzte Foto.

    Schade das die Bäume im Weg waren…aber war echt super.

    Von mir auch nochmal vielen Dank an die Ideengeber.

    Man sieht sich am 01.07.2010

    Bis dahin

    viele Grüße
    Björn