Meine Demo: Teil 3

24. Juni 2010 | Von Lukas Ruge | Kategorie: Demo | Letzte Änderung: 24. Juni 2010 um 14:55 Uhr

A.C. schickt uns folgenden Beitrag, der seine Eindrücke von der Demo beschreibt:

Am Demo-Tag wurde bis 12:30 gearbeitet und dann ging es mit meinen 4 Kolleginnen und Kollegen mit dem Auto nach Kiel. Auf dem Weg ging es vorbei an zahlreichen Bussen und anderen vollbesetzten und ebenfalls gelb geschmückten Autos.

Nach dem wir den langen Weg vom Parkhaus bis zum Bahnhof geschafft hatten, waren wir von der dort versammelten Menschenmenge überwältigt und konnten das mitgebrachte Schild erstmals zum Einsatz bringen.

Auf dem Weg zum Landtag wurde uns bewusst welch unglaubliche Menschenmenge sich heute versammelt hatte; beim Blick von einer Anhöhe der Straße konnten wir sowohl nach Vorne als auch nach Hinten blickend kein Ende der gelben Massen ausmachen: Ein Moment mit Gänsehautfaktor!

Vor dem Landtag trafen wir dann auf die versammelte Politikergarde, die Ihre Arroganz vor allem während der Reden durch hämisches Grinsen zur Schau stellte. Ein unglaubliches Verhalten!

Nach einiger Zeit, sprach uns einer der Organisatoren(?) auf unser Plakat an und bat uns nach Vorne hinter die Reihen der Politiker. Für uns der persönliche Höhepunkt der Veranstaltung!

Erschöpft aber zufrieden traten wir nach fast 5 Stunden Demo den Rückweg an. Immer wieder vorbei an gelben Farbtupfern.

Nachdem ich meine Kollegen abgesetzt hatte, besorgte ich in Lübeck noch etwas Proviant für zu Hause. Vor mir in der Schlange stand eine Frau um die 40, die mich wegen meines T-Shirts auf die Demo ansprach und nach einem netten Gespräch versprach, auf der nächsten Demo dabei zu sein.

Daheim angekommen konnte ich meinen Söhnen noch den positiven Einsatz des Plakates bestätigen und den Tag zufrieden ausklingen lassen.

Nachtrag:

Ich komme ursprünglich aus Hamburg und habe in Kiel studiert; die aktuellen Angriffe auf Lübeck und die Inkompetenz und Verlogenheit unserer Landespolitik empören mich.

Ich stamme aus der Generation, die bisher eigentlich nie um irgendetwas wirklich kämpfen musste und bin vorher in meinem Leben erst einmal auf einer Demonstration gewesen.
Die Vorbereitungen begannen am Vortag mit meinen beiden Söhnen, die mir bei der Gestaltung meines Protest-Plakates halfen.

Das wird sich jetzt ändern: es werden noch viele Demonstrationen folgen, denn jetzt muss jeder auf die Strasse!

Jörg Panzer hat ebenfalls einen Bericht parat:

Meine Geschichte zu der Demo in Kiel am 16.6. fängt schon am Dienstagmittag an, und zwar direkt nach der Uni. Ich hatte den Plan, meinen Hinterkopf mit dem Slogan ‚Lübeck kämpft‘ zu schmücken. Das ganze wollte ich wenn möglich umsonst, die Zeit in Kiel würde ja noch teuer genug werden. Also bin ich nach der Vorlesung zu dem Friseur bei mir um die Ecke gegangen und habe sie mit meinem Vorschlag zu einem etwas anderen Sponsoring konfrontiert. Nachdem eine Mitarbeiterin mich mit dem Spruch „…Hm, ja… Ich geh mal fragen…“ hat stehen lassen, war ich eher wenig hoffnungsvoll, doch kurze Zeit später kam sie mit der hellauf begeisterten Chefin wieder, die mir sofort ihre Solidarität bekundete. Eine halbe Stunde später kam ich dann mit einer etwas außergewöhnlichen  Frisur wieder ans Sonnenlicht. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön ans Team von „Haargenau“ in der Ratzeburger Allee 100a! Zum Thema Farbe hatten die Mädels zwar gute Ideen, aber leider nicht das nötige Material, so dass ich mich selbst auf die Suche machen musste. Ich hatte zwar eigentlich keine Zeit dafür und auch keine große Hoffnung, aber nach einem guten Tipp konnte ich in einem Friseuerbedarf-Geschäft am Ende der Beckergrube eine Dose gelben Farbsprays für die Haare ergattern. Zwei Stunden später, so gegen viertel nach Sechs, war ich auch schon auf dem Weg nach VW-Bus in DAS Partymobil schlechthin ;-) Bevor es dann in die Pumpe ging, besorgten wir uns (backfrisches und noch warmes) Ciabatta, Käse, Kräuterquark, Bier und Wein. Gut ausgestattet chillten wir direkt an der Kieler Förde auf einem Steg. Glücklicherweise war direkt daneben eine Gaststätte mit Live-Übertragung , sodass wir auch den Sieg Brasiliens mitbekamen. Irgendwann um Elf rum erreichten wir dann endlich die Soli-Party und durften noch die letzten Songs vom „Goldenen Handwerk“ miterleben und –feiern. Der weitere Abend war dann zwar eher unspektakulär, aber dank einer super geilen Stimmung trotzdem der Hammer. Der Morgen danach war dann so ungefähr wie man sich das vorstellt nach viel Bier und wenig Schlaf, aber nach einer kurzen Gammelphase konnten wir uns aufraffen und in die Innenstadt latschen. Nach einem entspannten und leckeren Frühstück in der *Campus Suite* gesellten wir uns zu den schon relativ zahlreichen Kämpfern vor dem Hauptbahnhof. Die Sonne und die Lifemusik heizten die sowieso schon sehr gute Stimmung noch weiter an, und als dann auch die Massen aus dem Sonderzug dazu stießen war eigentlich alles perfekt. Diverse Motivationsreden später, unter anderem von Prof. Dr. Peter Dominiak, setzte sich der gesamte Tross in Bewegung. Mit Unterstützung vom DJ, der vom Truck aus für fetten Sound sorgte, und der Crew von der Musikhochschule, die alles aus ihren mitgebrachten Instrumenten holten, tanzte sich die Menge an der Förde entlang Richtung Landtag. Auf etwa halber Strecke stießen dann auch die Kieler und Flensburger dazu, und nach weiteren Reden ging es dann mit 14.000 Studierenden, Mitarbeitern und Bürgern weiter. Am Ziel angekommen, empfingen uns einige Oppositionspolitiker, die uns ihre Solidarität aussprachen und gegen die vollkommen hirnrissigen Sparpläne der Regierung wetterten. Nachdem sie einige Zeit ihre Reden schwangen, war es dann aber auch genug, schließlich waren WIR die jenigen, die an jenem Tag etwas zu sagen hatten. De Jager und Co wurden in den folgenden Minuten und Stunden mit der für sie wohl schwer zu ertragenden Wahrheit konfrontiert, so dass sie sich nach einiger Zeit zurück in den vermeintlich sicheren Landtag flüchteten. Doch keine Sorge, Harry & Jost: Baut ihr weiter solche Scheiße kommen wir wieder, und auch unsere Geduld ist irgendwann erschöpft!!

Insgesamt war die Aktion ein berauschendes Erlebnis, aus dem man die Hoffnung schöpfen kann, dass aufgrund des Gewaltigen Druckes von Seiten der Bevölkerung irgendwann auch die hartnäckigsten Politiker einknicken (und vielleicht sogar zurücktreten). Vielen Dank an Alle, die dabei waren, wir waren spitze!!

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