Rekord! 14.000 Demonstranten – Größte Demonstration in Kiel seit Jahrzehnten
17. Juni 2010 | Von Niklas | Kategorie: Demo | Letzte Änderung: 18. Juni 2010 um 18:59 UhrGestern lief der Countdown zur Demonstration auf dieser Seite ab – 14.000 Schleswig-Holsteiner folgtem dem Aufruf, in Kiel gegen die verheerenden Einsparpläne in der Bildung und dem daraus resultierenden Schaden zu demonstrieren. Obwohl die Bundeskanzlerin Angela Merkel die absolute Notwendigkeit nach mehr Bildung erkannt und die Bildungsrepublik ausgerufen hat, will sich die Landesregierung dennoch bei Bildungsausgaben dämlich sparen. Hätte unser Minister für Wirtschaft Wirtschaftslehre studiert, und das vielleicht auch noch an der Uni Flensburg, die er der Wirtschaftswissenschaften berauben will, er hätte vielleicht den Schaden bemessen können und seinen Fehler aus eigener Kraft erkannt.
Um gegen die Schließung der Uni Lübeck und gegen weiteren Schaden für die Bildung, Wirtschaft und Lübeck zu demonstrieren machte sich eine ganze Stadt nach Kiel auf.
Studenten der Uni Lübeck, der Fachhochschule Lübeck, der Musikhochschule Lübeck, Gewerkschaftsmitglieder von ver.di, Parteien der Lübecker Bürgerschaft (insbesondere die Lübecker CDU mit zwei eigenen Bussen) und Lübecker BürgerInnen fuhren mit Bus, Bahn, Auto und Sonderzug über fast 100 Kilometer, um dort auf nocheinmal eine Kleinstadt aus Flensburger (circa 100 km Anfahrt) und Kieler Studenten zu treffen.
Der Lübecker Teil der Demonstration begann vor dem Kieler Hauptbahnhof.
Nach einem umfangreichen Vorprogramm (Genaue Auflistung wird hier noch veröffentlicht) sprachen zu den größtenteils in Gelb erschienenen Lübeckern:
- Prof. Peter Dominiak, Präsident der Universität
- Niklas Finck, Präsident des Studierendenparlaments
- Bernd Saxe, Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
Weiter ging es zum Schloßgarten. Dank moderner Telekommunikation und Freundschaften über die Universitäten hinaus hat sich die frohe Botschaft, von der Anzahl der Teilnehmer her werde man Geschichte schreiben, schnell verbreitet.
Die beiden Demonstrationszüge die am Bahnhof in Kiel und vor der Christian-Albrecht-Universität begonnen hatten, vereinten sich nun endlich zu ihrer vollen Größe.
Nachdem man sich voller Freude begrüßt und die Menschenmenge halbwegs Platz auf den engen Straßen gefunden hat, gab es eine Zwischenkundgebung mit Reden von:
- Tobias Langguth, AStA-Vorsitzender der CAU
- Hannah Thierau und Tomke, AStA-Vorsitzende Uni und FH Flensburg
- (Tanzeinlage Flensburger Studenten)
- Linda Krause (AStA-Vorsitzende Universität zu Lübeck)
Gemeinsam ging es mit über 14.000 Teilnehmern zum Landtag.
Dort warteten Politiker (u.a. W. Kubicki, J. de Jager, G. Koch) auf die ankommenden Studenten.
Ralf Stegner ergriff das Wort. Nachdem er jedoch versuchte die Demonstration für sich als Wahlkampfveranstaltung zu mißbrauchen, wurde er von uns mit Hilfe der Anlage des Show-Trucks und der kräftigen Stimme von Georg Engelbart einfach übergebügelt und zum Verstummen gebracht.
Bei der Endkundgebung sprachen:
- Georg Engelbart (AStA Uni Lübeck)
- Stefan Brüggemann (AStA Uni Flensburg)
- Marcel Masouri (AStA CAU Kiel)
- Dr. Frank Niebuhr (Niedergelassener Arzt)
- Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Rolf Hilgenfeld (SARS-Forscher, Professor in Lübeck)
Mit circa 2.500 gelben und violetten Luftballons setzten die Studenten ein gemeinsames Zeichen der Freundschaft und ein Zeichen gegen weiteren Abbau von Studienplätzen und Qualität in der Lehre: “Da fliegen unsere Studienplätze”.
Die Demonstration war umwerfend. Hoffentlich umwerfend genug um jemanden aus der Regierung zum Einlenken zu bewegen und den Zug Bildung wieder auf die Gleise zu hieven.
Die Polizei stufte die Demonstration als durchweg friedlich ein und ich möchte mich hierfür nocheinmal bei allen bedanken.
Rede von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen vor dem Schleswig-Holsteinischen Landtag am 10. Dezember 2008:
“Höchste Priorität jedoch hat Bildung. Bildung ist personalintensiv, Bildung ist kostenintensiv. Aber Bildung ist auch eine Investition. Und zwar die beste, die wir tätigen können: mit der höchsten Rendite und ohne die Gefahr von Abschreibungen. “
“Ich meine: Bildungsausgaben sind nicht konsumtiv. Bildungsausgaben sind investiv! Vielleicht muss sich hier ein wenig das Verständnis ändern!”
Ich habe mal recherchiert, was die Meriten des Hochschulpolitischen Sprechers der CDU-Fraktion, Daniel Günther, sind. Der Grund hierfür, ist seine Bemerkung zu den Reden bei der Demo in der nachfolgenden Landtagsdebatte:
‘Das Dozentenniveau bei den Reden, die ich persönlich hören durfte, war ein Armutszeugnis für die Wissenschaft in unserem Land’ (Zitatende).
Studium der Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Psychologie (immerhin studiert, also die Hochschule mal von innen angesehen). Dann Ratsherr der Stadt Eckernförde und tätig in CDU-Kreisverbänden in Rendsburg-Eckernförde, Verwaltungsrat der Sparkasse Eckernförde, 1. stellvertretender Bürgermeister der Stadt Eckernförde (ganz schön rumgekommen und sicher eine Menge über Hochschulpolitik in Eckernförde gelernt ?!). Also warum Hochschulpolitischer Sprecher ?? Ach ja, jetzt habe ich es gefunden: 2000-2005 Leitung des Wahlkreisbüros des Landtagsabgeordneten Jost de Jager !!
Das nenne ich Karriere vom Verwaltungsrat der Sparkasse Eckernförde zum hochschulpolitischen Sprecher der Fraktion im Landtag! Alles schön, aber wo ist bloß die Sachkompetenz?
Nachzulesen im Landtagsinformationssystem Schleswig-Holstein.
[...] Protest, der meint, durch Teilnehmer_innenanzahl wirksam werden zu können, ist er berechtigt. Die Demonstration gegen die faktische Schließung der Lübecker Universität in Kiel sah eindrucksvoll aus und bekam breites Medienecho, und auch Anti-Nazi-Proteste funktionieren mit [...]