Lübeck kämpft in den Medien

21. Juni 2010 | Von Christoph Zabel | Kategorie: Featured article, Meinung | Letzte Änderung: 21. Juni 2010 um 07:07 Uhr

Inzwischen werden mehr und mehr Videos, Bilder und Berichte hochgeladen und so allmählich fügen sich diese zu einem Gesamten, das – wenn auch noch nicht alle – immerhin die meisten und wichtigsten Facetten unserer Aktion in Kiel wiedergibt.

Dennoch werde ich den Eindruck nicht los, dass die größte Demo, die unsere Landeshauptstadt seit 30 Jahren erlebt hat, medial nicht ausreichend gewürdigt wurde. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir genau wie von der Polizei, die einfach nicht glauben wollte, dass die Teilnehmerzahl größer als 5.000 steigen könnte, auch von den Medien unterschätzt wurden. Eine andere Hoffnung besteht darin, dass das Zeichen, das wir mit der fröhlich, friedlich und zugleich sehr entschlossen auftretenden Menschenmenge gesetzt haben, es uns zukünftig erleichtert, in der Öffentlichkeit Gehör zu finden.

Geht man einmal davon aus, dass Presse  und Fernsehen neben ihrem idealer Weise vorhandenen Anliegen, die Bevölkerung zu informieren und aufzuklären, auch oder vor allem das Interesse haben, gelesen bzw. gesehen – sprich gekauft – zu werden, dann ist nahe liegend, dass es einer gewissen Anlaufzeit bedarf, bis über erste kleine Berichte abgetestet ist, auf welches Interesse die jeweilige Thematik bei den Konsumenten  trifft.

So würde ich zum Beispiel das Vorgehen der zunächst noch zurückhaltend berichtenden, dann zunehmend interessierten und mittlerweile voll auf unserer Seite stehenden Lübecker Nachrichten interpretieren. Es ist ein riesiger Schritt von der regelmäßigen Verbannung auf Seite 14 in der Mittwochsausgabe bis hin zum jetzigen Stand, dass wir beinahe täglich die Titelseite schmücken und selbst diese teilweise nicht ausreichend Platz bietet. Wirklich bemerkenswert ist zudem die Tatsache, dass die LN mit dem Slogan „Lübecks Uni bleibt!“ (man mag ihn nun für glücklich gewählt halten oder nicht) sich klar zu unserer Uni bekennt und damit für alle sichtbar ihre Unabhängigkeit in der Berichterstattung aufgibt oder zumindest stark einschränkt. Ich denke, dass dieser Schritt in seiner Bedeutung kaum zu überschätzen ist und gehe davon aus, dass eine Zeitung ihn nur geht, wenn sie darauf hoffen kann, darin von ihren Lesern unterstützt zu werden oder gar größeren Absatz zu finden. Ein sehr gutes Zeichen also.

Was die überregionale Presse oder auch nur die Kieler Nachrichten anbelangt, sind wir dort leider noch nicht so weit. Im ersten Fall hält man unser Problem bisher vor allem für ein regionales und sieht (noch) nicht, den Präzedenzfallcharakter, den das Vorgehen unserer Landesregierung auch für andere Bundesländer hat. Die KN schätzt ihre Leser hingegen offenbar so ein, dass diese unseren Bestrebungen (noch) eher skeptisch bis ablehnend gegenüber stehen. Auch was den NDR anbelangt, waren wir zwar inzwischen schon ein paar Mal als Kurzbeitrag im Schleswig-Holstein Magazin, rangierten hinsichtlich der Priorität jedoch beispielsweise noch hinter zwei Maulwürfen, die sich in einen Deich auf Fehmarn hineingewühlt haben, oder der Geburt eines Storchkükens.

Aber auch was das anbelangt, kann man mit etwas Optimismus in der Berichterstattung vom letzten Freitag einen allmählichen Wandel sehen. Schließlich waren wir sowohl mit der Smartmobaktion vor dem Lübecker Rathaus vom Nachmittag als auch mit der Aktion bei der Kieler Woche mit relativ geringem Aufwand drei Mal innerhalb einer Sendung des Schleswig-Holstein Magazins (vom 19.06.2010) präsent.

Daher bin ich auf das Medienecho unserer kommenden Vorhaben gespannt und vorsichtig zuversichtlich.

13 Kommentare
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  1. Gerade was die Grossdemo angeht bin ich der Ãœberzeugung, dass von Medienseite da etwas nicht mit rechten Dingen zu geht. Ich meine eine Demonstration mit 14000 Menschen ist schon ein wort. Und wir demonstrieren ja nicht für den Milchpreis sonden gegen eine Landesregierung, die u.a. der Lüge überführt wurde und für den Erhalt unserer Universität. Wer weiss, wer von Seiten der Regierung da den ein oder anderen “Bekannten” bei der Presse hat. Eine andere Theorie ist, dass sie Presse aufgrund Ihrer Mainstream- Sensationsgeilheit einfach “abgehärtet” ist gegen scheinbar “simple studentenproteste”

    Trotzdem ist es wichtig das wir bei allem Protesten friedlich, aber trotzdem provokativ bleiben. Jeder weiss, dass die Argumente klar auf unserer Seite liegen, auch wenn das die überregionalen Medien regelrecht verschlafen. Und vielleicht wird irgendwann die eine oder andere Überregionale Zeitung oder der ein oder andere Private Fernsehsender entdecken, welche Brisanz hinter der Thematik steckt. Deshalb ist es enorm wichtig, dass wir zusammenrücken füreinander einstehn und gemeinsam für das kämpfen was uns verbindet: unsere Uni.

  2. Ich denke auch, dass ein Grund für das geringe Medienecho etwa im überregionalen Fernsehen daraus entsteht, dass wir zwar provokativ und laut, aber vor allem friedlich sind. Das macht für die sensationsorientierten Medien wenig her und obwohl unser Anliegen prägnant formuliert ist, scheint es wohl doch zu kompliziert oder (aus sicher der Medien) zu lokal zu sein. Den Präzedenzfall sieht da anscheinend niemand.
    Trotzdem finde ich es wichtig, diese lautstarke, friedliche Linie fortzuführen, die ist zum Teil eines der Markenzeichen der bisherigen Aktionen und Proteste geworden.
    Auf einen lauten Dienstag nachmittag!

  3. Die Medien sind natürlich sensationsgeil … Wissen wird och mittlerweile. Ich unterstelle: Hätte nur ein einziger Farbbeutel Jost getroffen – wir wären national in den Medien gewesen. Also muss das Motto auch weiterhin heißen: Friedlich und kreativ aber LAUT!

  4. Auch ich hatte gehofft und erwartet, dass die Demo in den Nachrichten der überregionalen Fernsehsender erwähnt worden wäre. Der (soweit ich weiß) einzige Bericht dieser Art war der Beitrag der 14-Uhr-heute-Nachrichten im ZDF. ( http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1070522/Lübecker-kämpfen-für-Medizin-Studiengang – fehlt hier übrigens im Pressespiegel). Das waren wohl die “heute in Deutschland”-Nachrichten. Dass es für die Hauptnachrichten nicht gereicht hat, könnte an der ungünstigen Situation liegen, dass der Fußball die Sendezeit verkürzt und gleichzeitig auch in Deutschland und der Welt nicht wenig los ist.

    Interessanterweise wurde die Aktion zur Eröffnung der Kieler Woche dagegen recht stark verbreitet. Da waren die Medien ja ohnehin anwesend und kannten inzwischen das Thema. Außerdem musste der Bericht zur Eröffnung der Kieler Woche ja ohnehin kommen und wurde ohne Zweifel interessanter mit einer Schlagzeile “Pfeifkonzert für Peter Harry Carstensen” (Dithmarscher Landeszeitung, heutige Ausgabe).

  5. Ich habe am Wochenende eine alte Süddeutsche Zeitung in die Hände bekommen (vom Mittwoch, der Artikel ist auch hier verlinkt), die auf Seite 6 (also recht weit vorne) einen fast seitenfüllenden Aktikel über unsere Problematik brachte. Dazu ein wirklich großes Bild von der Niederegger-Protest-Torte, das durchaus ins Auge sprang (auf dem Online-Artikel ist ein anderes Bild). Die SZ hat eine Auflage von fast einer halben Million und wird deutschlandweit gelesen.
    Ansonsten ging es mir aber auch so, daß ich dachte, wir würden uns in der Tagesschau wiederfinden und eher enttäuscht war. Der Zeitpunkt ist einfach geschickt gewählt, Fußball auf der einen Seite und Bundessparpaket auf der anderen Seite…

  6. Auch interessant, da spielt einmal wieder JdJ eine wichtige Versager-Rolle
    http://www.ln-online.de/regional/ostholstein/index.php/2805237

    Denkt der eigentlich überhaupt mal?

  7. Vielleicht möchte Herr de Jager ja ganz Schleswig-Holstein dem Erdboden gleich machen um es hinterher nach seinen Wünschen wieder aufbauen zu können…

    Hmm…

    Wartet mal…gabs das nicht schonmal…Jaa…Jost de Jager ist die Reinkarnation des Albert Speer und versucht nun Kiel zu seiner “Welthauptstadt des Nordens” zu machen…

    Ok – der Vergleich ist übertrieben und sicherlich geschmacklos. Sorry an diejenigen, denen ich mit meinem Kommentar vor den Kopf gestoßen habe…

  8. @Avlis
    na ja, war kein Farbbeutel der vorne bei den Ministern angeflogen kam, aber ich bin froh dass keiner von dem Teil hier getroffen worden ist:

    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/1521444/display/21530162

  9. Vielleicht wäre es an der Zeit, dass die Rücktrittsforderungen und der Wunsch nach einem (konstruktives) Misstrauensvotum endlich einmal ernst gemeint an die Presse und die Opposition herangetragen werden. Es ist unglaublich, wie sicher die Herren der Landesregierung sich im Staatssattel wähnen!
    Eine Stimme Mehrheit – und Lübeck versucht brav schwarzgelbe Bildungspolitik durch eine Stiftungsuni zu umschiffen!
    Der Schaden, der durch das scheinbar alternativlose Sparpaket für Forschungs – und Bildungslandschaft Schleswig-Holstein entstanden ist, reicht jetzt schon um nicht nur de Jagers Kopf rollen zu lassen!

  10. Die FAZ hat auf ihrer Seite Drei (!) auch berichtet, Link zum Artikel.

  11. (..)
    http://extra3.blog.ndr.de/2010/06/21/extra-3-wettet-mal-wieder-gegen-kubicki-fdp/

  12. Moin moin aus Kiel,

    Wie bereits an die Asta- Vorstände der Uni Lübeck, Flensburg und Kiel gesendet , weise ich auch hier darauf hin, dass wir ( FH Kiel ) einen Beitrag zu dem brisanten Thema produziert und online gestellt haben. Dieser kann unter folgendem Link angeschaut werden: http://fh-kiel.de/index.php?id=7374

    Mit studentischem Gruß aus Kiel

  13. Im Twitter schon erwähnt, hier in Textform (z.B. für den Pressespiegel):
    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1209068/