Kampf oder Krampf? Lehre statt Leere!

10. Juli 2010 | Von Christoph Zabel | Kategorie: Featured article, Meinung, Verschiedenes | Letzte Änderung: 10. Juli 2010 um 18:32 Uhr

Ein Beitrag von Peter Iblher

In den letzten Wochen ging es hoch her, es wurde  argumentiert, organisiert, solidarisiert, gekämpft:  Eine Stadt in Gelb-Schwarz, die sich gegen Schwarz-Gelb zur Wehr setzte, für Ihre Universität, über Grenzen hinaus, die sonst Gesetz sind, gemeinsam, wo vorher Gegensätze unüberwindbar waren. Welch eine beeindruckende Leistung Vieler, die gezeigt hat, was möglich ist: Was waren wir stark – gemeinsam!

Nun scheint die Universität zu Lübeck gerettet, der Medizinstudiengang  soll bleiben und es passiert, was immer wieder passiert: Brandstifter werden zur Feuerwehr,  Täter feiern sich als Helden. Das hinterlässt einen fahlen Beigeschmack, denn plötzlich soll man sich vor denen, die vorher Zerstörer und Feindbild Nr. 1 waren, in Dankbarkeit ob Ihrer politischen Größe und Weisheit  verbeugen? Das erzeugt Bitterkeit, Resignation, Frustration, Wut.  Nach Kampf nun der Krampf? In das Gefühl der Gemeinsamkeit und des enthusiastischen Aktionismus schleicht sich ein Gefühl der Verletzung, der Leere.  Schon sucht sich das nagende Gefühl in allen ein Ventil und es beginnt bereits jetzt, die Gemeinsamkeit zu zerbröckeln. So, das war’s, dann  jeder mal wieder in Reih und Glied, also zurück zur Tagesordnung?

Zurück zur Tagesordnung, das Mäntelchen des großartigen Lächelns über alles gebreitet, ach, können wir nicht alle zufrieden sein? So wird es suggeriert und so mancher Politiker wird sich wünschen, dass von dieser Ära nur das Lächeln übrig bleibt. Lernen und Schlaf ist das Thema von Jan Born, dem Leibnitz-Preisträger, der Lübeck nun bedauerlicherweise verlassen wird, dank dieses angeblich „politikgenialen“ Schachzuges der Landesregierung. Aber zu viele Nächte haben wir geschlafen, und gelernt. Wir werden uns erinnern.

Die Universität wird bleiben. Und es ist sinnlos nun zu streiten, wer dies erreicht hat. Wollen wir etwa den Applaus dieser „Helden“? Wir wissen es doch besser! Und vielmehr das, wir wissen auch, was bleiben muss!

Nicht Leere, sondern Stolz, kein Lächeln sondern Lachen, laut und wahr, niemals den Blick zu Boden, sondern aufrecht in die Welt – was wir geschaffen haben, ist Beginn und Aufbruch! Für unsere Universität haben wir gekämpft, nun müssen wir sie gemeinsam leben lassen und gestalten – als Sinnbild der Gemeinschaft dieser Stadt!

Die Welt ist ein schöner Platz und wert, dass man um sie kämpft sagte einst Ernest Hemingway. Wir haben gekämpft und gewonnen. Aber der Kampf ist nie zu Ende.

Nicht Krampf, nicht Leere bleiben, sondern Lehre:

Was sind wir stark – GEMEINSAM!

Peter Iblher

12 Kommentare
Hinterlasse einen Kommentar »

  1. Super Beitrag, vielen Dank! Vielleicht sollten wir über ein Mahnmal, einen uni-internen Feiertag oder wenigstens eine jährlich wiederholende Party nachdenken :-) Das soll jeden an der Universität an das Jahr 2010 zurückdenken lassen und die “Neuen” darauf aufmerksam machen, dass auch ihre Zukunft in ihren eigenen Händen liegt. Das was wir geschafft haben, werden wir auch wieder schaffen, aber wir sollten auch (positiv, nicht nervig) daran erinnert werden…

  2. Ein sehr schöner Artikel.

  3. Dem ist nichts hinzuzufügen!
    Klasse!

  4. “Widerstand speist sich ganz wesentlich aus jugendlicher Sehnsucht nach Menschlichkeit, aus jugendlicher Leidenschaft für Freiheit und Gerechtigkeit.”
    Solange die Menschen noch im Amt sitzen, die uns allen das Dach über den Köpfen angezündet haben, ist der Kampf für mich nicht vorbei.

  5. Du hast die perfekten Worte für das gefunden, was wir alle empfinden, Peter, genau das!
    Vielen Dank,
    Timo

  6. Peter, du hast recht. So fühle ich mich auch. Nun lasst uns, ob wir nun den Rücktritt de Jagers und Co. erleben oder nicht, unsere Uni gestalten. Spricht mit den Leuten aus den Gremien! Lasst uns diese Zustiftungsuni gestalten, Unklarheiten herausfinden…!

    und das in den Ferien…erstamal son paar Klausürchen

    Dank an Peter

  7. Danke für den Artikel. Eigentlich stellt sich kein Glücksgefühl ein. Trotz Rettung durch die vermeintlichen Helden der LR. Aber der Zusammenhalt in Lübeck war toll. Gut für die ganze Region. Man sollte eine Bürgerinitiative gründen um den Schwung dieser Bewegung mitzunehmen. Schade um alle Professoren die trotzdem gehen. Verbrannte Erde wurde genug hinterlassen, und das werden sich hoffentlich alle bei der nächsten Wahl noch in Erinnerung rufen können. Denn so wie es gelaufen ist war es äussert unfair und unsauber. Da kann man nicht mit JdJ mitlächeln und zufrieden sein.

  8. Hallo Peter!
    Auch von mir Dank für Deine treffenden Worte. Ich habe, aus einem Gefühl heraus, mein gelbes “Lübeck kämpft”-Plakat auch noch nicht von Rucksack und Rad abgehängt- und werde dies auch erst mal nicht tun, solange nicht klar ist “wohin die Reise geht”. Ich hoffe, dass Lübeck weiter gelb bleibt!
    Die Idee eines Erinnerungs- (oder Party- ;-) )-Tages finde ich gut und schlage den 8. Juli vor (ist ja auch gleichzeitig weitgehend Semesterende, dann passts auch mit der Party!)
    Lasst uns auch genau beobachten, was der Kieler Teil des UK-SH anzettelt!!! (wenn ich etwas von “rundem Tisch” aus der Feder dieser Leute höre könnte ich k…. : Stasimethoden durchführen und es dann runden Tisch nennen. Das geht gar nicht!!!!)
    Viele Grüße, Ulrike.

  9. Dem UK S-H steht mit Sicherheit ein heißer Herbst bevor, zumindest dem Lübecker Campus. Im “Nordlicht”, der Zeitschrift der KV S-H, ist im Juni eine Ankündigung der Rhön-Kette zu lesen, dass sie an Unikliniken interessiert seien und das UK S-H durchaus übernehmen würden http://www.kvsh.de/index.php?StoryID=60
    Ich finde, Gesundheit gehört nicht in private Hände (genau wie Wasser und Energie). Private haben Rendite im Sinn, nichts anderes.

  10. 8. Juli klingt gut… aber vielleicht warten wir wirklich noch etwas ab und beobachten, bevor wir den “Lübeck kämpft(e)”-Feiertag einrichten, denn wer weiß was noch passiert…

  11. Ein sehr schöner Artikel! Stimmt einen schon sehr nachdenklich…

    Nun zu einigen Beiträgen hier. Ihr solltet positiv in die Zukunft blicken und schauen wie sich die Dinge nun weiter entwickeln. Denn ich vermute mal, dass nun jetzt auch im wesentlichen im ursprünglichen Kern nichts mehr anbrennen wird. Vielleicht an einigen Stellen noch ein paar Glutnäster aber im Groben sollte das Feuer zum Glück aus sein. Seit stolz daruf, was Ihr erreicht habt und tragt diesen wichtigen Sieg weiter in Euch. Weil somit könnt Ihr unseren Wirtsachftsminister und Co mehr “beeindrucken”, als wenn Ihr die Fackeln und Mistgabeln weiter aus Misstrauen in Euren Händen haltet. Dies hier ist weder der richtige Ort noch der Zeitpunkt um gewisse Politiker für Ihr Denken und Handeln zu verurteilen. Auf einer Demo geht dies Ordnung. Aber nachtreten tun nur die Leute die nichts verstanden haben, oder andere Ziele verfolgen!

  12. @TommyBaWü: Das ist eine Klasse Idee! Ich wäre auch für eine Jährliche StudiParty zum Siegstag, das erinnert an die großartige Gemeinschaft die die Studenten in der Zeit gezeigt haben und soll den Zusammenhalt weiter symbolisieren!
    Da ich dieses Jahr in Lübeck anfangen werde zu studieren hoffe ich doch sehr auf eine nette Party nächstes Jahr ;) .
    viele Grüße